Eskalation im Postamt – Fortbestand eines Mißstandes

Bereits zu Beginn 2002 berichteten wir wegen unterschiedlicher Frankierwerte, die in unterschiedlichen Postämtern in München verwendet wurden. Der Hintergrund ist einfach erklärt: Im Zuge der Währungsumstellung sind verschiedene Briefmarken in DM und EUR Nominale bezeichnet. Je nachdem welche Briefmarken von dem Schalterbediensteten verwendet werden, kann bei Stückelung mehrerer Briefmarken ein anderer Frankierwert herauskommen als der Tarif es festlegt. In unserem Bericht haben wir entsprechende Beispiele gebracht. Bei der Stellungnahme der Deutschen Post wurde unserer Redaktion mitgeteilt, dass der Schalterkraft entsprechende tabellarische Hilfen zur Verfügung stehen würden und man dieses Vorkommnis bedaure und zur Entschädigung bereit wäre. Im weiteren Verlauf unserer Schalterbesuche wurde im Falle der Abweichungen des offiziellen Portos und der tatsächlichen Frankierung maximal ein Unterschied von 1-2 Cent festgestellt, die aber bei entsprechender sofortiger Reklamation nicht verrechnet wurden. Ganz anders verhielt sich jedoch eine Beschäftigte in einem Postamt im Westen Münchens bei unserem Besuch. Wir waren mit 13 Sendungen am Schalter erschienen, deren Gesamtporto 71,49 € ausmachte. Bereits bei Bekleben der ersten Briefsendungen mit Marken, deren Summe das erforderliche Porto überschritt, machte unser Mitarbeiter auf den Umstand des falschen Portos aufmerksam.

Faksimile der Belege der Deutschen Post statt 71,49 EUR 71,55 EUR gefordertFaksimile der Belege der Deutschen Post statt 71,49 EUR 71,55 EUR gefordert

Höflich und sachlich wurde auf die zu erwartende Frankierüberschreitung hingewiesen. Die Mitarbeiterin des Postamtes, Frau H., ignorierte den Hinweis, setzte ihre Tätigkeit fort und gab selbst auf die Erklärung, wie diese Überschreitung zu Stande kommen würde, nur: „Das interessiert mich nicht“ von sich. Es wurde betont, dass ein etwaig durch die Beschäftigte verursachtes Mehrporto nicht bezahlt werden würde. Nachdem auch der Hinweis auf die Stückelungshilfe, die laut Angaben der Pressestelle jedem Schalter zur Verfügung stehen würde, ins Leere ging, bestand unser Mitarbeiter auf die Beiziehung des Filialleiters, dem Frau H. nur widerwillig nachkam. Die Art und Weise der Postbeschäftigten war in keiner Weise der notwendigen Sachlichkeit entsprechend. Das Gespräch hat in seiner Art mittlerweile eine derartige Form angenommen, dass es an den umliegenden Schaltern wahrgenommen wurde. Der Filialleiter, Herr BAUMANN, hörte sich den Einwand an, verwies jedoch auch darauf, dass gar nicht die notwendige Zeit zur Verfügung stehen würde nach der Tabelle zu gehen. Man nehme in der Praxis diejenigen Briefmarken, die am wenigsten Aufwand mit sich bringen würden. Den Hinweis, dass das Verhalten von der Beschäftigten unfassbar ist, wurde zur Kenntnis genommen. Als es zur Bezahlung des Portos kam, verlangte Frau H. den Betrag von 71,55 €, somit um 6 Cent mehr als das posteigene Tarifbuch ausmachte.

Auszug aus dem Tarifheft der Deutschen PostAuszug aus dem Tarifheft der Deutschen Post

Diese Bezahlung wurde verweigert – darauf druckte die Schalterbedienstete einen Zettel am Computer aus auf dem stand, dass der Kunde die Zahlung des Differenzbetrages ablehnt. Dies hätte unser „Postkunde“ unterschreiben sollen. Erstaunt über solch eine Vorgangsweise, wurde auch dies abgelehnt, worauf Frau H. sich an ihre Kollegin wandte und sie fragte, ob sie dann quasi als Ersatz den Schein unterschreiben würde. Unseren Erstbericht titulierten wir:  „Deutsche Post zwischen Theorie und Praxis“ und sind davon ausgegangen, dass diese Vorkommnisse durch die Berichterstattung bald Vergangenheit sein werden. Aber nicht nur, dass es offensichtlich noch gang und gäbe ist „Überporto“ zu kassieren, so reagieren Postbeschäftigte bei Betretung eher trotzig, verteidigend, als bedauernd und einsichtig. Es wird Zeit, dass sich dieser Markt bald öffnet und die Beschäftigten erkennen, dass man sich um Kunden bemühen muss um seinen Arbeitsplatz zu halten, sonst können sich Menschen wie Frau H. schneller auf der Strasse wiederfinden als ihnen lieb ist. Was betrüblich stimmt ist auch der Umstand, dass man dem Vorgang nicht mehr trauen kann, wenn man nur den Betrag entrichten möchte, der auch zu entrichten ist. Bringen wir mehr als eine Sendung zur Post ist der Zettel mit dem selbst aus dem Tarifheft entnommenen Frankierwerten mit dabei …

032104

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