Fragwürdiges zu Sonderangeboten in Supermärkten – Fallbeispiel bei REWE (Penny)

Schnäppchenjäger bei PENNY | Foto: DerGloeckel.eu

Wer kennt sie nicht, die zahlreichen Werbeprospekte, die sich täglich in den Postfächern vorfinden lassen und auch als Lockmittel dienen, um Kunden in die Märkte zu bringen? Unabhängig davon, welchem Konzern die jeweiligen Märkte auch zuzuordnen sind, haben die Werbeprospekte allesamt eines gemeinsam – den Aufdruck im Kleingedruckten, der die Abgabe der Warenmengen der Sonderangebote wie folgt reglementiert: „Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen.“ Natürlich ist für bestimmte Produktgruppen die Bezeichnung der „haushaltsüblichen Mengen“ als relativer Begriff anzusehen – dennoch sind bei Zubilligung der Konsumartikelmengen irgendwann Grenzen zu ziehen. Die Frage ist nur: wer zieht diese Grenzen? Denn offensichtlich nicht die Anbieter, denen es aus unserer Erfahrung nur darum geht, Waren in Massen abzusetzen.

Faksimile aus einem Werbeprospekt von PENNY (REWE Gruppe)Faksimile aus einem Werbeprospekt von PENNY (REWE Gruppe)

Faksimile aus einem Werbeprospekt von LIDLFaksimile aus einem Werbeprospekt von LIDL

Unlängst kontaktierte uns ein erboster Konsument darüber, daß er in einer Filiale des LIDL folgende Beobachtung machen konnte: LIDL setzte den Preis einer Packung Kaffee befristet derart herab, daß von einem regelrechten Spottpreis gesprochen werden konnte. Der Andrang der Konsumenten war bei diesem Sonderangebot entsprechend groß. Während seines Besuches bei LIDL konnte der Mann die Beobachtung machen, daß drei Kunden unmittelbar nach Supermarkteröffnung jeweils mit einem eigenen Einkaufswagen, die aber, wie sich herausstellte, alle zusammengehörten, mehrmals hintereinander in den Supermarkt kamen, um letztendlich über eine Palette von dem Kaffee zu kaufen. Dabei gingen die Kunden so vor, daß sie auch stets die Kassenplätze wechselten, um nicht die Aufmerksamkeit des Kassenpersonals auf sich zu ziehen. Eingeladen wurde der Kaffee in einen Lieferwagen mit ausländischen Kennzeichen. Das für diesen Supermarkt vorhandene Warenkontingent war rasch ausverkauft und verständlich, daß etliche Kunden verärgert waren. Der Kunde, der diesen ganz offensichtlich gewerblichen Einkauf beobachtet hat, verständigte auch das Personal und zeigte diesen sogar den Beladevorgang der drei Großkunden. Reagiert wurde allerdings nicht.

Dieser Mann nutzte auch das Sonderangebot bei PENNY und kaufte 1.416 (!) Tafeln SchokoladeDieser Mann nutzte auch das Sonderangebot bei PENNY und kaufte 1.416 (!) Tafeln Schokolade

Etwas später stießen wir selbst in einem zur REWE Group Austria gehörenden PENNY auf einen Vorgang, der inhaltlich identisch war. Das Sonderangebot in Form einer Tafel Schokolade, deren Preis bei Abnahme von 10 Stück stark reduziert war, lockte eine regelrechte Masse von Kunden in den Supermarkt. Als was hat jetzt eine „haushaltsübliche Menge“ zu gelten – 30 Tafeln oder gar 60 Tafeln Schokolade? – wer ißt schon so viele dieser Kalorienbomben?

Das Sonderangebot von PENNYDas Sonderangebot von PENNY

Wir haben eine Einheit zu 10 Tafeln gekauft, um den tatsächlich sehr ermäßigten Preis zu erzielen. Doch einzelne Kartons, die immerhin 118 Tafeln Schokolade beinhalteten, waren wirklich keine Seltenheit. Das Kassenpersonal kassierte völlig unbeeindruckt von den Mengen, die in den Einkaufswagen der Kunden wahrzunehmen waren. Selbst ein Kunde der 12 Kartons mit in Summe 1416 Tafeln Schokolade erwarb, wurde seitens des Personals nicht beanstandet. Auch in diesem Fall handelte es sich offensichtlich um einen Gewerbetreibenden aus dem benachbarten Ausland, der die Reise nach Österreich in Kauf nahm, um richtig Gewinn zu machen.

1 Karton (118 Tafeln Schokolade) als haushaltsübliche Menge links im Bild?! - an der rechten Kasse ein Kunde mit einer Menge, die jedenfalls als haushaltsüblich zu bezeichnen ist1 Karton (118 Tafeln Schokolade) als haushaltsübliche Menge links im Bild?! – an der rechten Kasse ein Kunde mit einer Menge, die jedenfalls als haushaltsüblich zu bezeichnen ist

Nachdem die Konzersprecherin der REWE Group Austria, Frau Mag. Corinna TINKLER, offensichtlich nicht so gut auf unbequeme Anfragen seitens der unabhängigen Presse zu sprechen ist, weil wir laufend Kritik an verschiedensten Mißständen bis hin zu Gesetzesbrüchen innerhalb des Konzerns aufzeigen, richteten wir die diesbezügliche Presseanfrage zu Handen des zuständigen Vorstandsvorsitzenden für PENNY, Herrn Frank HENSEL. Wir ersuchten in Anbetracht unserer Langzeitbeobachtung unter Sachverhaltsvortrag um Beantwortung folgender Frage:

Warum wird das Personal der Ladenkette von PENNY nicht angewiesen, bei Sonderangeboten darauf zu achten, daß diese tatsächlich nur in haushaltsüblichen Mengen verkauft werden?

Seit dem Absenden und bestätigten Erhalt dieser Anfrage ist annähernd ein Monat ohne Reaktion vergangen. Frank HENSEL hat nicht geantwortet oder antworten lassen. Nun denn, so ziehen wir daraus folgenden Schluß: es ist den Konzernen völlig egal, ob wenige Kunden Warenkontingente von Sonderangeboten aufkaufen oder nicht – Hauptsache die Kassen sind voll, die Konsumenten werden weiterhin gleich zum Beginn einer neuen Aktion die Märkte stürmen, gewerbliche Händler sich die Hände reiben, und diejenigen frustriert auf der Strecke bleiben, die mit leeren Händen wieder abziehen. Machen Sie es doch wie wir: wenn wir bei Sonderangeboten vor einem leeren Regal stehen, kaufen wir bei diesem Einkauf gar nichts ein.

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