Das HANDYBIKE im Dauertest

Passantin in der Münchner Fussgängerzone

Das Segment der Micromobility wurde in diesem Jahr um ein weiteres Produkt bereichert. Das sogenannte HANDYBIKE kam zu den zahlreichen anderen Artikeln wie Inliner, Scooter oder Kickboards hinzu. Mit diesem innovativen Fortbewegungsmittel, Made in Germany, haben wir uns im Test über einen Zeitraum von 5 Monaten intensiv auseinander gesetzt. Doch nicht nur im Asphaltdschungel der Großstadt, sondern auch auf unbefestigtem Untergrund haben wir das Gerät einem Testlauf unterzogen.

Kunststoffpedale mit Weichgummiauflage

Kunststoffpedale mit Weichgummiauflage

Gleich vorweg wurde das Handybike für eine zu bewältigende Wegstrecke von 1 bis 3 Kilometern, laut Produktbeschreibung, konzipiert. In unserem Testlauf wollten wir jedoch auch eine Alltagsverwendung vornehmen, zu der Wegstrecken über 5 Kilometer gehörten – und auf diese Weise Gegenüberstellung mit einem „normalen“ Fahrrad ermöglichen. Die Besonderheit des Fahrzeuges liegt auch darin, dass es in nur drei Schritten zusammengeklappt und in weiterer Folge leicht transportiert werden kann. Es ist somit der leichte Transport in einer eigenen Tasche, die als Zubehör erhältlich ist, oder aber auch im Kofferraum möglich. Auch das Abstellen vor dem Wohnobjekt, wo es Gefahr läuft geklaut zu werden ist somit hinfällig. Es kann sowohl im auf- als auch im zusammengeklappten Zustand leicht in die Wohnung verbracht werden und hat dort nur minimale Platzanforderungen.

ein Radweg nach Tags zuvor erfolgtem Niederschlag

ein Radweg nach Tags zuvor erfolgtem Niederschlag

Vielleicht in Anbetracht persönlicher Bequemlichkeit besorgten wir bereits am zweiten Tag der Verwendung einen anderen Sattel. Das HANDYBIKE ist von vornherein mit einem für das Auge sehr ansprechenden Sattel ausgestattet, der jedoch mehr mit einem Sportsattel, länglich, hart und schmal, vergleichbar ist. Für 14,90 € besorgten wir einen breiteren Gel-Sattel, der für weit mehr Komfort sorgte. Durch den schmalen Lenker und bedingt durch die Kompaktheit reagiert die Lenkung bereits bei den kleinsten Bewegungen. Dies bedarf bei einem geübten Radfahrer nur einer kurzen Umgewöhungsphase. Dann lässt sich das HANDYBIKE auf engstem Raum leicht und sicher steuern. Gegenüber der Pedalerie waren wir vorerst skeptisch im Hinblick darauf, ob die Plastikteile dem täglichen Gebrauch stand halten würden oder auch dem Krafteinsatz bei leichtem Anstieg entgegenwirken könnten. Doch der Erfahrungswert war sehr positiv und wir machten ebenso die Feststellung, dass das Schuhwerk im Gegensatz zur Verwendung von Metallpedalen keinerlei Beschädigungen aufzuweisen hatte. Im Gegensatz zum Scooter, bei dem Schuhwerk mit Ledersohle immer wieder ein seitliches Wegrutschen beim Antreten mit sich bringt, stellte sich die Verwendung des HANDYBIKE problemlos und materialschonend dar. Dies ist schon einer der positiven Punkte, die für den Einsatz von Geschäftsleuten im Stadtverkehr spricht. Nachteilig hingegen war der Umstand, dass das HANDYBIKE mit keinen Kotschützern ausgestattet ist.

verschmutztes Gabelgelenk

verschmutztes Gabelgelenk

Bei der Verwendung auf Gehsteig/Radweg, wie auf dem Foto abgebildet, flogen die Schmutzteile bis knapp unterhalb des Sattels. Bemerkenswerter Weise blieb die im übrigen ausgezeichnete Bremskrafteigenschaft des Fortbewegungsmittels nahezu unbeeinträchtigt. Durch ein erfolgtes Gespräch mit dem Produzenten wurde festgestellt, dass dieses Problem bereits für die Produktion 2003 ausgeräumt ist, da dann alle HANDYBIKES bereits mit Kotschützern ausgestattet sein werden. Das HANDYBIKE ist nicht als Fahrrad zugelassen und darf daher entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen wie Inliner oder Scooter nur auf dem Gehsteig betrieben werden. Entgegen der allgemeinen Annahme handelt es sich bei den Reifen nicht um Vollgummi-, sondern um Luftreifen, die die vom Strassenuntergrund her hart übertragenen Unebenheiten – wie beim Kickboard feststellbar – komfortabel abfangen. Schwieriger gestaltet sich jedoch die Kontrolle des Luftdruckes, da die Ventile nicht mit der Felge fest verbunden sind und auf der Tankstelle beim Andruck des Reifenluftdruckprüfgerätes diese dann quasi in der Versenkung verschwinden, sofern nicht genügend Luft vorhanden ist. In diesem Punkt wäre eine Überarbeitung wünschenswert. Es grenzt an Fingerakrobatik einerseits den Bedienteil des Reifendruckmessers aufzusetzen und gleichzeitig das Ventil vor der Versenkung zu bewahren.

Verschmutzung der Bremseinrichtung

Verschmutzung der Bremseinrichtung

Was schon bei Übernahme des HANDYBIKE auffiel war das im Bereich des Hinterrades seitlich wegstehende Bremsleitungskabel. Nur knapp oberhalb der Strassenoberfläche liegend, liess es die Befürchtung aufkommen, dass es bei der Vorbeifahrt irgendwo einfädeln könnte. Diesem Umstand begegneten wir, indem wir die Leitung um die Schraube der Hinterradbefestigung legten. Nichts desto trotz kam es dann beim Fahrbetrieb zu einer laufenden Beschädigung der Leitung, da diese unterhalb des Rahmens frei liegend geführt wird. Bedingt durch die kleinen Räder, kam es bei schrägem Anfahren zu Gehsteigkanten, wie beispielsweise bei Strassenüberquerungen, zu Abschürfungen, die im Lauf der Zeit eine Beschädigung der Schutzisolierung verursachten.

Problemzone Bremskabel

Problemzone Bremskabel

Selbst unbefestigter Untergrund in Parkanlagen mit Schotter trat dem Fahrspass erfreulicher Weise nicht entgegen. Wenn man Gegebenheiten am Fahrweg, wie plötzlich auftretende kleine Vertiefungen beachtet, so stellte sich das Handybike als durchaus nützliche Ergänzung in der Micromobility heraus. Durch die Neuauflage mit Kotschützern ist ein wesentlicher Kritikpunkt beseitigt und wenn Sie dann noch ein paar Euro für eine kleine Hupe ausgeben sowie den einen oder anderen Refklektor anbrigen, dann steht dem Fahrspass nichts mehr entgegen. Denn eines hat sich sehr wohl gezeigt: Tagsüber sind diejenigen, die sich mit dem HANDYBIKE fortbewegen, ein Hingucker. Bei Eintreten der Dunkelheit jedoch können sie leicht übersehen werden. Beabsichtigen Sie Fahrten bei Nacht, dann sparen Sie nicht bei Ihrer Sicherheit und besorgen sich aufsteckbare Lichter.

Resüme:

+ Mobilität
+ schuhwerkschonene Pedalerie
+ Luftreifen
+ verwendbar auch auf unbefestigtem Untergrund
+ Fahrspass

Bremskabelführung auf Unterseite des Rahmens
unbequemer Sportsattel
fehlende Ventilverbindung mit Felgen
fehlende Sicherheitseinrichtungen wie Reflektoren, Klingel (Hupe) sowie Licht

Handelspreispreis zum Zeitpunkt des Testes: 349.- €
Maximalbelastung: 90 kg

032309

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