Brotkauf bei SPAR – eine seltsame Preisgestaltung und etwas unappetitlich

SPARIn einer Filiale der SPAR-Supermarktkette nahm DER GLÖCKEL einen Testkauf mit durchaus berichtenswerten Ergebnis vor. Ein halbes Brot war der gewünschte Artikel, der in der Backwarenabteilung durch Bedienungspersonal ausgehändigt wird. An dieser Verkaufsstelle grenzen üblicherweise bei SPAR auch die Verkaufsbereiche für offenen Käse, Wurst- und Fleischwaren an.

Die Verkäuferin wurde um einen halben Brotlaib ersucht, der bereits im Regal lag und um dessen Gewicht gefragt. Sie legte darauf das Brot auf die Waage und teilte mit, daß das Brot 47dag wiege. Gut, kaufen wir. Dann wurde der Preiszettel mittels Computerausdruck von ihr auf das Papiersackerl geklebt indem sie das Lebensmittel zuvor einpackte. Der Kilopreis von dieser Brotsorte war mit 2,55 Euro ausgezeichnet. Der angebrachte Preiszettel zeigte jedoch 1,30 €, somit ein höherer Preis als derjenige, den 50dag kosten sollten, wenn man den Kilopreis als Grundlage heranzieht.

In Anbetracht dessen, dass das Brotstück jedoch nur 47dag, also weniger als der halbe Kilo wog und der Preis von 1,30 € mehr als die Hälfte des halben Kilopreises war, wurde die Verkäuferin ersucht, doch den tatsächlichen für dieses Gewicht zu entrichtenden Verkaufspreis mit der Waage zu bestimmen. Da überraschte die Dame mit der Aussage: „Das kann ich nicht“ und ausführte, dass wir dies mit ihrer Kollegin besprechen sollten. Sie entfernte sich dann zum anderen Ende der Verkaufstheke, wo die Kollegin mit dem Verkauf von Wurstwaren beschäftigt war und sprach kurz mit dieser. Es dauerte dann geschlagene 6 Minuten (!) bis diese Kollegin etwas aufgebracht zu uns kam. Während wir versuchten ihr unseren Standpunkt darzulegen, dass wir nicht einen höheren Preis für nicht einmal die Hälfte der Ware zu bezahlen bereit sind, fiel sie barsch mit folgender Aussage ins Wort:

Nur die Leute, die sich aufregen kommen weiter.

Und das Ganze ging dann so schnell, daß sie während dieser Aussage das Stück Brot auf die Waage legte, den Preiszettel ausdruckte – am Papiersackerl anbrachte und die Ware aus ihren mit Einweghandschuhen überzogenen Händen überreichte und auch schon wieder weg war, bevor wir noch etwas antworten konnten.

Es war etwas verblüffend nach so langer Wartezeit so blitzartig „abgefertigt“ zu werden. Das Erfreuliche: Der Preiszettel zeigte nun den Betrag von 1,20 €, das sind um 10 Cent (1,36 öS od. 20 Pfennige) weniger als zuvor – das Unerfreuliche, abgesehen von den Umgangsformen: Das Papiersackerl in dem das Brot eingepackt war, war übersäht von Fettflecken, da das vorherige hantieren mit den Wurstwaren offensichtlich Fettrückstände auf den Einweghandschuhen hinterließ und sich diese am Papiersackerl widerspiegelten. (Siehe Foto, das noch im Supermarkt aufgenommen wurde).

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Beim Verlassen des SPAR-Supermarktes, erblickten wir eine Tafel auf der sich die Mitarbeiter des Marktes den Konsumenten mit einem Foto vorstellen. Und unsere barsche Bedienung, die Dame mit der unvergesslichen Aussage, daß nur die Leute, die sich aufregen weiterkommen würden, war ausgerechnet die „Leiterin Abteilung Feinkost“!

Der Zentrale von SPAR haben wir eine Sachverhaltsdarstellung übermittelt und um Beantwortung folgender Fragen ersucht:

1. Ist es aus Sicht Ihres Unternehmens nicht zulässig, dass ein Konsument tatsächlich nur gewillt ist die Menge an Ware zu bezahlen, die er dann real erhält?

2. Warum kann eine Dienstnehmerin nicht ohne eine Andere hinzuzuziehen selbständig das Abwiegen der Ware vornehmen und dann den Betrag verrechnen, der der tatsächlichen Warenmenge entspricht?

3. Erachten Sie es als angebracht, dass Dienstnehmer die zuvor mit Wurstwaren arbeiteten und in Folge Rückstände auf den Einweghandschuhen haben, dann mit Papierverpackungen hantieren, die dann mit Fettrückständen kontaminiert werden?

4. Warum verrechnet offensichtlich grundsätzlich SPAR bei dem Kauf eines halben Brotes (1/2 kg) einen höheren Preis in Gegenüberstellung des Kilopreises von 2,55 € wenn die Hälfte 1,27 € betragen würde?

Frau Mag. Claudia KERN, Leiterin SPAR Service Team der SPAR Österreichische Warenhandels-AG, antwortete auf unsere Presseanfrage wie folgt (Auszug):

In unseren Arbeitsrichtlinien für die Backwaren-Abteilung steht, dass natürlich das halbierte Brot gewogen werden soll, damit Sie als Kunde auch den korrekten Preis erhalten. Wie meine Recherche ergeben hat, ist die Kollegin, die Sie bedient hat, erst seit kurzem in dieser Abteilung tätig und wollte sich bei der erfahrenen Mitarbeiterin nach der richtigen Vorgehensweise erkundigen.

Wir haben Ihr Email daher zum Anlass genommen, unser Feinkost-Team noch einmal ausführlich über die Arbeitsrichtlinien (Preise Brot, Hygiene) zu informieren.

Nochmals vielen Dank für Ihren Hinweis, damit wir auch in Zukunft Ihnen und allen anderen Kunden ein noch angenehmeres Einkaufserlebnis vermitteln können.

Faksimilie aus der Stellungnahme der SPAR-ZentraleFaksimilie aus der Stellungnahme der SPAR-Zentrale

Wir können Konsumenten grundsätzlich nur anraten, jedes Mal beim Kauf von „halben“ Produkten den Verkaufspreis mittels Waage bestimmen zu lassen, da es bei einer Halbierung auszuschließen ist, daß zwei Teile jeweils das gleiche Gewicht aufweisen. Das garantiert, daß jeder Konsument dann auch nur den Preis für die Ware bezahlt, die er real in Händen hält.

101202

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