Von Grauzonen und Interessenskonflikten Sponsoring bei EU Ratspräsidentschaft

Nein, es ist kein Ausnahmefall, daß sich Staaten ihre EU-Ratspräsidentschaft durch unterschiedliche Firmen sponsern lassen – ja, aber mit Sicherheit eine sehr fragwürdige Praxis, wie letztendlich Lobbying betrieben wird. Es geht um Interessenskonflikte und die werden wohl kaum von der Hand zu weisen sein. So stand bereits auch einmal der Software Konzern Microsoft in den Schlagzeilen, wie beispielsweise NoSoftwarePatents.com berichtete. Irland hatte zu Beginn 2004 die EU-Ratspräsidentschaft inne und drängte auf der Erlassung einer Richtlinie für Softwarepatente. Zitat aus dem Medium „Die irische Volkswirtschaft hängt von solchen Firmen stark ab, und es ist eine veröffentlichte Tatsache, daß Microsoft ein Sponsor der irischen EU-Präsidentschaft war.“

Product Placement im Pressezentrum zum EU-Ratsvorsitz 2006Product Placement im Pressezentrum zum EU-Ratsvorsitz 2006

Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft wird ebenso von Sponsoren begleitet. Ob es nun beispielsweise der Papierhersteller von BIO TOP 3, der Produzent von Mozartkugeln, Mirabell oder die Firma Kelly mit ihren Soletti ist. Ohne Sponsoring wäre vieles gar nicht machbar, sich jedoch Fremdkapital als Staat zu eigen zu machen um die Geschicke von Nationen zu lenken, die erstrangig aus Menschen besteht und nicht in einen Interessenskonflikt zu geraten, ist so gut wie ausgeschlossen. Denn irgendwann treffen die Parteien in Form von Geldgebern und Bürger, Menschen an einem Knotenpunkt der Arbeit der Politiker zusammen. Es ist das Lobbying, die Netzwerke, Verbindungen, die unser Leben bestimmen, gestalten und formen.

BIO TOP 3 Sponsor macht mit EU-Unterstützung auf seiner Website PRMozartkugeln von Mirabell - Sponsor macht mit EU-Unterstützung auf seiner Website PROhne das Geld der Wirtschaft wäre vieles nicht durchführbar und Sponsoring ist ein wichtiges Instrumentarium, das unterschiedlichsten Menschen, Organisationen, Institutionen oder selbst Firmen hilft, Inhalte umzusetzen. Die Europäische Union befindet sich in einem Ungleichgewicht zwischen dem Voranschreiten der wirtschaftlichen Entwicklungen und dem Selbstverständnis seiner Bürger. Wie soll es diesen begreiflich sein, daß einerseits ihnen die Verwaltung, die für ihre Lebensgestaltung maßgeblich verantwortlich und mitbestimmend ist, Geld entzieht und andererseits für die Durchführung einer Ratspräsidentschaft Fremdgelder von Firmen einstreift, deren Ergebnis nichts anderes als Product-Placement, Freunderlwirtschaft und gute PR ist.

In einem Interview von society.at mit dem österreichischen Staatssekretär Dr. Hans WINKLER stellt das Medium folgende Frage:

Die EU-Präsidentschaft ist sehr kostspielig. Trägt alleine der Staat – also der Steuerzahler – diese Kosten oder gibt es auch private Sponsoren, die Teile der Kosten übernehmen?

Also ganz ehrlich, wir wären gar nicht auf die Idee gekommen, daß private Sponsoren hier quasi der EU unter die Arme greifen sollen, können oder dürfen. Die Frage alleine mit der Begrifflichkeit „Steuerzahler“ und „die Teile der Kosten übernehmen“ scheint schon ganz bewußt so gewählt worden zu sein. Wie auch immer der Staatssekretär antwortete

… dass – wie bereits vorher erwähnt, eine Präsidentschaft auch mit enormen Chancen für einen Wirtschaftsstandort wie Österreich verbunden ist … Zahlreiche Kooperationspartner, also Sponsoren, aus der Privatwirtschaft unterstützen uns bei der Durchführung der Präsidentschaft.

Nach unseren Recherchen sind wir nicht mehr überrascht, waren es jedoch im Jänner als unser Mitarbeiter das Pressezentrum der österreichischen Ratspräsidentschaft betrat und sich ihm ein Bild wie in einem schlechten Werbefilm bot. Stand doch auf jeden Arbeitsplatz eine Packung Soletti der Firma Kelly. Der zuständige Verantwortliche für die Presse, Leiter der Abt. I/5 vom Bundespressedienst, Claus HÖRR, kennt unseren Mitarbeiter persönlich und blitzartig war auf dessen Anfrage zu hören:

„Die haben aber kein Geld dafür bezahlt“.

Productplacement von Soletti - Kelly bei versammelter WeltpresseProductplacement von Soletti – Kelly bei versammelter Weltpresse

Glaubwürdig? – Product-Placement in Reinkultur und das auf den Arbeitsplätzen der Medienvertreter aller Herren Länder.

Unter anderen Umständen könnte man meinen das Sponsoring der EU-Ratspräsidentschaft oder jeglicher offiziellen Veranstaltung der Europäischen Union hinterläßt einen fahlen Nachgeschmack, hier jedoch ist es an der Zeit, daß dem ein Riegel vorgeschoben wird.

Wenn wir uns an das Essen erinnern, daß uns im wahrsten Sinne des Wortes zelebriert wurde, da kann man nicht mehr von Essen sprechen, sondern von einem Dine der allerfeinsten Güte. Wir wollen uns bedanken, wußten nur nicht bei welcher Firma!


Das Copyright zu den Webpräsenzen von Mirabell und Kelly liegt bei den jeweiligen Rechteinhabern und bleibt durch diese Darstellung unberührt – die Abbildungen erfolgten ausschließlich zur Dokumentation und bildlichen Illustration der Reportage

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