Es begann im Jahre 1995, als ein Mann namens Pierre OMIDYAR durch seine Ehefrau mit der Sammelleidenschaft von PEZ Figuren konfrontiert wurde. Er wollte eine Möglichkeit schaffen, um über das Internet den Tausch/Kauf derlei Zuckerlspender zu ermöglichen. Das war der Input für die Geburt von eBay, das sich zum größten virtuellen Umschlagplatz der Welt entwickelte. Die USA sind Handelsplatz Nummer 1, gefolgt von der Bundesrepublik Deutschland auf Platz 2. Der österreichische Handelsplatz von eBay dürfte nun in Augenschein genommen worden sein, um die Expansion innerhalb des deutschsprachigen Raumes voranzubringen. Neben einer eigenen neuen österreichischen Geschäftsstelle, die in der Bundeshauptstadt Wien kürzlich eingerichtet wurde, fand am 13. März die vom Konzern selbsternannte „eBay-University“ statt. In einem eintägigen Seminar konnten Einsteiger und Gelegenheitsnutzer sowie Fortgeschrittene, Wissenswertes durch eBay-Fachkräfte und professionelle Verkäufer erfahren.
Für Kenner des Systemes wurde, in klassischer eBay-Manier, vorerst statistisches bei der ausgebuchten Veranstaltung im Austria Center Vienna bei den Anwesenden erfragt, bevor man sachkundig ins Detail ging. eBay präsentiert sich in amerikansichen Stil und entsprechend geschult ist das Personal zum Thema Motivationssteigerung. Da gab es kleine Geschenke beispielsweise für die am weitest angereisten Teilnehmer, wie auch für die Mitglieder, die über die meisten positiven Handelsbewertungen bei eBay verfügen. Das besondere Präsent, das alle Anwesenden entgegennehmen durften, war ein Apfel, in den mit einem Laser das eBay-Logo eingraviert worden war – wobei sich einige bereits am gleichen Abend bei eBay zur Auktion eingestellt wiederfanden.
Schon bei der Einleitung war die recht eigenwillige Informationspolitik des Konzernes zu erkennen. Medienanfragen blieben oftmals unbeantwortet und für die Einrichtung der Presseseiten benötigte der Konzern fast ein ganzes Jahr. (Seit 3/2004 verfügbar). Wenn es beispielsweise um die Anzahl der Mitglieder ging, so wurde für Deutschland eine Zahl von über 6 Millionen genannt und der Österreichbezug lediglich mit 460.000 Website-Aufrufen für Jänner 2004 angegeben. eBay sieht sich in der Alpenrepublik an 1. Stelle der Auktionsportale, steht jedoch in einem Konkurrenzkampf mit dem heimischen Portal OneTwoSold, das auch in Deutschland und der Slowakei seine Plattform anbietet. Immerhin konnte diese Unternehmung laut eigenen Berichten ihr Handelsvolumen auf etwa 55 Millionen Euro im Jahr 2003 gegenüber 2002 verdoppeln. OneTwoSold hat in Österreich vor etwa 3 Wochen den 300000. Mitglieder-Account gefeiert. Auch wenn eBay keine Zahlen preisgibt, so werden in Fachkreisen rund 100.000 eBay-Mitglieder kolportiert. Daß eBay letztendlich auch irgendwann die Nase vorne haben wird, ist angesichts der Konzerngröße nur eine Frage der Zeit, wobei jedoch die negativen Schlagzeilen über betrügerische Vorgänge, mangelnde Kundenbetreuung und Selbstkontrolle nicht unerheblich zu Verzögerungen beitragen dürften.
Anton von Rüden Geschäftsführer eBay Österreich
eBay ist nicht nur sehr expansionsbedürftig, sondern verändert und entwickelt sich rasch. So rief die Aussage der eBay-Referentin bei der Veranstaltung, daß die Artikelzeile 45 Zeichen umfasse, ein Schmunzeln hervor, da das Portal die Zeichenanzahl der Überschrift nur wenige Tage zuvor auf 55 erhöht hatte. Auch fand sich bei den ausgegebenen Unterlagen ein Anwender-Prospekt, in dem die Einstellungszeit von Artikeln mit 3,5,7 und 10 Tagen ausgewiesen wird. Dabei gab es bereits im November 2003 eine Änderung, die es ermöglichte, auch nur für den Zeitraum von einem Tag Artikel bei eBay anzubieten.
Faksimile des eBay Broschüre
Grundsätzlich ermöglicht es eBay den Mitgliedern bei eigenen Live-Events, sich auch einen ID-Überprüfungsverfahren zu unterziehen. In Deutschland kann dieses auch über die Deutsche Post mittels Vorlage eines Personalausweises vorgenommen werden. Die Bezeichnung dafür lautet PostIdent-Verfahren. Damit kommt ein eBay-Mitglied in den Status eines geprüften Mitgliedes, das auch mit einem eigenen Symbol neben dem Mitgliedsnamen gekennezeichnet ist. Dies sagt zwar nichts über die Seriösität des Nutzers aus, jedoch sind die personenbezogenen Daten durch Legitimierung überprüft. Ein Schritt für mehr Transparenz und ein Hindernisgrund mehr für Betrüger und dubiose Handelspartner, sich unrechtmäßig zu bereichern. Die Enttäuschung war groß, als man auf Nachfrage erfahren mußte, daß für dieses ID-Verfahren bei der gegenwärtigen University: „noch kein entsprechender Prozess gefunden wurde“. Dabei kann es doch gar nicht so aufwendig sein, mit einer ohnehin am Veranstaltungsort vorhandenen Online-Verbindung mit mehreren Terminals einen Datenabgleich unter Vorlage einer amtlichen Legitimation der Mitglieder vorzunehmen, sollte man zumindest annehmen können.
Faksimile der eBay-Information über ID-Überprüfung
Wie sich in den Pausen zwischen den einzelnen Abschnitten zeigte, wobei jedoch mit Selbstkritik zurückhaltend umgegangen wurde, ist das Informationsbedürfnis der Mitglieder in vielen unterschiedlichen Punkten groß. Der Rahmen der Veranstaltung läßt hierfür jedoch nur eingeschränkt Raum.
Faksimile der eBay Österreich Information über den Status – geprüftes Mitglied
eBay ist Internetadventure pur und es soll kein Zweifel über die überwiegend positiven Aspekte des Auktionsportales aufkommen. Seit deren Gründung ist eBay zu einem Multikonzern avanciert, hat unter anderem PayPal gekauft, aber beinhaltet jedoch das Manko bei allen Expansionsbestrebungen, den Bedürfnissen der einzelnen Mitglieder nicht im erforderlichen Maß gerecht zu werden. Das Qualitätsmanagement läßt mehr als zu wünschen übrig, auch wenn der Pressesprecher, Herr GÜNTERT, bei dem Interview Verbesserungen für die Zukunft in Aussicht stellte. Wenn für den Konzern die Maxime gilt, immer höheres Handelsvolumen anzustreben und dies auf Kosten der einzelnen Mitglieder geschieht, dann wird es an der Zeit, entsprechende Inhalte der Öffentlichkeit aufzuzeigen. Der Autor dieser Artikels hat bereits „Überleben mit eBay“ publiziert und wird noch dieses Jahr ein Buch veröffentlichen, das betrügerische, dubiose Geschäftspraktiken, Systemfehler und Lücken bei eBay aufzeigen wird. Offensichtlich kann der Konzern nur auf diesem Wege dazu gebracht werden, Maßnahmen zu treffen, die eine Schädigung der Mitglieder reduziert. Ein erster Schritt wäre es, im Sinne der Mitglieder zu handeln und die Kosten in Höhe 6,99 € für die Klassifizierung als „geprüftes Mitglied“ bei eBay Österreich zu streichen. Von einzelnen Mitgliedern für mehr Transparenz am Handelsplatz Geld zu verlangen, ist im Grunde inhaltlich gleichbedeutend mit dem Versuch, für einen Sicherheitsgurt in einem Auto einen Aufpreis in Rechnung zu stellen.
Am Rande soll nicht unerwähnt bleiben, daß bei zahlreichen Teilnehmern Unmut über die hohen Parkkosten im Austria Center Vienna geäußert wurden. Laut einer Nachfrage dessen Verwaltung wurden Parkgebühren in Höhe von 10.- € berechnet. Von dem Zustand der Sanitär-Anlagen mit beispielsweise fehlender WC-Brille wollen wir dabei noch gar nicht sprechen.
052203