Giftstoffe und Verunreinigungen in der BIO-Hirse der HOFER KG

HOFER KGBio Goldhirse der PERLINGER GmbH mit Stechapfelsamen kontaminiertAm 7. Oktober 06 machten die ersten Medienmeldungen die Runde, die über eine Rückholaktion von mit Stechapfelsamen verunreinigter Bio-Hirse der Lebensmitteldiskontkette der HOFER KG berichteten. Die HOFER-Kette gehört zur ALDI-Gruppe und das von dieser vertriebene Produkt aus der Serie „NATUR aktiv“, „Bio Goldhirse“ 1000 gr der Firma Perlinger GmbH aus Hopfgarten, beinhaltete unter anderem auch Samen des hochgiftigen Stechapfels (Datura stramonium). Der Stechapfelsamen ist unter Konsumenten von Betäubungsmitteln auch für seine berauschende Wirkung bekannt. In einem „Übermaß“ konsumiert, wirken seine toxischen Inhaltstoffe jedoch tödlich. Selbst die HOFER KG verlautbarte in ihrer Stellungnahme an uns:

Beim Konsum dieser Samen besteht ein ernstes Gesundheitsrisiko – ca. 15 Samen können nach ersten Recherchen eines Lebensmittelgutachters für einen Erwachsenen sogar tödlich sein, für Kleinkinder oder Säuglinge reicht naturgemäß eine wesentlich geringere Menge.

Fachpublikationen weisen zu den Folgen des Konsums von Stechapfelsamen unter anderem folgende Symptome aus: psychoseähnliche Zustände, Schluck- und Sprachstörungen, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Weinkrämpfe, erweiterte Pupillen und eine Gesundheitsbeeinträchtigung, die bis zu Herzrhythmusstörungen und komatösen Zuständen führen, Bewußtlosigkeit und Tod durch Atemlähmung zur Folge haben.

Selten widmet sich DER GLÖCKEL Themen, die schon von anderen Medien publiziert werden, aber wir hatten angesichts der beobachteten Berichterstattung unter dem Aspekt, daß es sich bei dem betroffenen Konzern um ein Unternehmen handelt, das durch seine laufenden großflächigen Werbeschaltungen in allen gängigen Medien einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor in Punkto Werbung darstellt, verstärkt der Thematik Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn das eigene wirtschaftliche Interesse von Medien plötzlich durch solch ein Ereignis mit einer umfassenden Berichterstattung zu kollidieren droht, dann ist der Zeitpunkt aus unserer Sicht der Richtige, um sich der Thematik anzunehmen.

giftige Stechapfelsamen in der BIO-Hirse von der HOFER KGgiftige Stechapfelsamen in der BIO-Hirse von der HOFER KG

DER GLÖCKEL im Besitz einer Originalpackung der BIO Hirse mit StechapfelsamenSo sind wir nunmehr in der Lage, der Öffentlichkeit Sachverhalte aufzeigen zu können, die in dieser Form bis dato nicht publiziert wurden und gehen auch davon aus, daß so manches Detail die ermittelnde Staatsanwaltschaft  in Innsbruck durchaus lesenswert finden wird. Die erste entsprechende Vorabinformation deponierten wir fernmündlich im Büro der zuständigen Staatsanwältin, Frau Dr. GEYMAYER, am 13.10.06. Der erste Teil unserer Reportage widmet sich der Medienberichterstattung und zeigt plakativ auf, wie unterschiedliche Konzerne reagieren, wenn es um für sie unangenehme Themen geht, auch ein weiteres Fallbeispiel der ALDI-Gruppe findet sich darunter. Im zweiten Abschnitt befindet sich die Dokumentation der unangenehmen Anfrage von DER GLÖCKEL an die HOFER KG und deren Antwort, die übrigens erst nach Urgenz eintraf. Gefolgt von der Stellungnahme der Firma PERLINGER GmbH in Hopfgarten, die es ebenso vermieden hat konkrete Fragen zu beantworten, sich in Widersprüchlichkeiten verstrickte und auch durch ein Statement quasi eine Bombe platzen läßt. Für die Beantwortung der letzten schriftlichen Anfrage an diese Firma mußten wir satte vier Mal zum Telephon greifen. Im 5. Abschnitt zeigen wir auf, wie ungenaue Vorgangsweisen der HOFER KG ein völlig unbeteiligtes Unternehmen, nämlich die PERLINGER BIO der EP Naturprodukte AG negativ beeinträchtigt und zuletzt fassen wir in unserer Analyse die Sachverhalte zusammen und kommen zu einem Resultat, das aus unserer Einschätzung nach nicht ohne Folgen bleiben wird.

Ein wesentlicher Unterschied unserer Reportage gegenüber anderen Medienberichte dürfte wohl auch in dem Umstand begründet sein, daß wir über eine Originalpackung der BIO-Goldhirse der HOFER KG verfügen und giftige Stechapfelsamen waren nicht die einzigen Fremdstoffe, die wir darin fanden. Zwei Mal arbeiteten wir den Inhalt, Korn für Korn durch …

Journalismus und Konzerne – Fallbeispiel giftige Stechapfelsamen bei HOFER

Faksimile der Schaltung der HOFER KG in der Tageszeitung ÖSTERREICH vom 8.10.06Die gesellschaftspolitische Tragweite der gegenwärtigen Verhältnisse ist weit aus umfassender und bedeutender, als es der Öffentlichkeit bewußt zu sein scheint. „Geld regiert die Welt“, ein bekannter Ausspruch. Was jedoch mit diesem Satz für Gefahren verbunden sind, dürfte ein Aspekt sein, über den die wenigsten Menschen auf breiter gesellschaftlicher Ebene nachzudenken scheinen. In einem Zeitalter in dem Manipulation und Informationssteuerung allgegenwärtig sind, wird das daraus resultierende Gefahrenpotential gar nicht in dem Ausmaß erfaßt, als es real existiert. Wie kann es sonst möglich sein, daß beispielsweise die DEUTSCHE BAHN verkündete, in einem Printmedium keine Anzeigen mehr zu schalten? Dabei publizierte das Medium nur einen kritischen Bericht über die DEUTSCHE BAHN. Geld durch Werbeschaltungen eines der effektivsten Druckmittel, wenn es darum geht, unliebsame Medienberichte zu unterbinden. Wenn man über solch Konzernpraktiken nachdenkt, dann kann man im ersten Moment gar nicht sagen worüber mehr man mehr entsetzt ist – den Umstand, daß Konzerne Medien daran hindern wollen unabhängig und somit unbeeinflußt Journalismus zu betreiben, oder es sogar lauthals verkünden? Sollte da nicht jeder mündige Bürger regelrecht zusammenzucken, wenn er so etwas vernimmt? Ein Konzern will keine Werbung mehr in einem Medium schalten, wenn dies negativ über ihn berichtet. Daß die Praxis so läuft, ist in Fachkreisen bekannt, aber mit solch einer Aussage in die Öffentlichkeit zu treten – ist das nicht der Zeitpunkt an dem bei den Menschen alle Alarmglocken klingeln sollten? Bedeutet dies nicht, daß keine unabhängige Berichterstattung, die von den Menschen täglich erwartet wird, mehr existiert?

Der NDR mit seinem durchaus sehenswerten Fernsehmagazin ZAPP widmete im Februar 06 einen Beitrag mit der Headline „Anzeigenstopp für Medien wegen kritischer Berichte“ dieser Thematik. Hervorgehoben wurden als Anwender dieser gängigen Praxis auch die Lebensmittel-Discounter. Originaltext NDR:

Screenshot der Website NDR - Fersehbeitrag "Anzeigenstopp für Medien wegen kritischer Berichte"2004: Die Süddeutsche Zeitung berichtet über den Umgang von Aldi mit seinen Mitarbeitern. Prompt schaltet Aldi nach kritischen Berichten in der „SZ“ keine Anzeigen mehr – und das gleich ein ganzes Jahr lang. Verlust für die „SZ“: eine Summe in Millionenhöhe. Doch niemand fühlt sich für diesen Boykott zuständig – Aldi hat nicht einmal einen Pressesprecher. Ulrich Nies, Deutsche Gesellschaft für Public Relation: „Der Aldi-Fall ist vor den Rat der Deutschen Public Relations gekommen und konnte nicht weiterverhandelt werden, weil schlichtweg der PR-Ansprechpartner gefehlt hat. Gehen Sie auf die Website und suchen Sie dort einen Presseansprechpartner. Sie finden Märkte, die Angebote, aber Sie finden keinen Pressesprecher.

Faksimile der Webpräsenz der HOFER KG (hofer.at)Bei der HOFER KG in Österreich kann die gleiche Feststellung gemacht werden. Auf der Internetpräsenz, der zur ALDI-Gruppe gehörenden Lebensmittelmärkte, befindet sich ebenso keine Ansprechstelle für Medien.

Faksimile der Doppelseitenwerbung der HOFER KG in ÖSTERREICH vom 8.10.06Am 1. September 06 startete in Österreich die neue Tageszeitung von Wolfgang FELLNER mit dem Namen „Österreich“ – übrigens auch mit einer Doppelseitenwerbung der HOFER KG. In den Werbeankündigungen für die Tageszeitung wurde wie folgt verlautbart:

Eine Zeitung, die den Mächtigen auf die Finger klopft. Für Österreich“ und „Geschrieben von prominenten Journalisten und Kommentatoren. Kritisch. Und wirklich unabhängig.

W. FELLNER befand sich auch bei den Österreichischen Medientagen in Wien auf einem Diskussionspodium zum Thema „Printgipfel – Tageszeitung die neue Situation“ und schilderte stolz und ausführlich welche Medienvertreter, namentlich angeführt, über den Zeitraum von über einer Woche jeden Tag die Redaktion des von ihm verantworteten Mediums besuchten. Es hörte sich an wie das Who is Who der internationalen Medienbranche, die sich dort ein Stell-dich-ein gab. Jedenfalls veröffentlichte die Printausgabe am Sonntag, den 8. Oktober 06 auf Seite 19 eine Schaltung mit dem Titel „Hofer informiert – Rückruf: Bio-Goldhirse“ und auf Seite 22 sowie Seite 23 doppelseitig eine Großflächenwerbung von HOFER mit seinen Werbeangeboten. Sonst war in dieser Ausgabe keine weitere Publizierung zu dem Thema festzustellen. Die anderen von uns beobachteten Publizierungen brachten auch kein Ergebnis, das auch nur annähernd den Recherchenergebnissen gleichzustellen ist, die von uns ans Licht gebracht wurden. Was man von einer neuen Tageszeitung, die derart lauthals popagierte unabhängig zu publizieren und zusätzlich über 150 Medienschaffende beschäftigt, an Inhalten erwarteten hätte können, wurde zumindest im Fall der Stechapfelsamenverunreinigung bei der HOFER KG keinesfalls erfüllt.

Faksimile ÖSTERREICH - Online-Ausgabe zur HOFER-RückrufaktionSelbst bei dem veröffentlichten Foto von Österreich, das dem Artikel vom 7.10.06 mit dem Titel „Hofer ruft Goldhirse zurück“ beigefügt ist, haben wir Zweifel an der Richtigkeit der Darstellung, da die von dem giftigen Stechapfelsamen betroffene geschälte Goldhirse doch etwas anders aussieht.

Stellen wir mit dieser Darstellung jetzt eine Parallele zu den bekannten, eingangs aufgezeigten, Sachverhalten dar, die möglicherweise eine Zurückhaltung in der Berichterstattung beinhaltet? Nein, machen wir nicht, wir zeigen lediglich Sachverhalte auf und die Meinungsbildung bleibt dem Leser überlassen. Etwas ausführlicher berichtete nach unseren Erkenntnissen die Tageszeitung DER STANDARD, die laut Aussage des Herausgebers Oscar BRONNERS auch nicht zu den Medien gehört, in der die HOFER KG wöchentlich seitenweise Anzeigen schaltet.

HOFER KG und unangenehme Fragen zum Thema kontaminierter Bio-Hirse

Verkaufsstelle der kontaminierten geschälten Bio-Hirse der Firma HOFER KGIm Zuge der Recherchen zur Stechapfelsamenverunreinigung der geschälten BIO-Hirse der Firma PERLINGER GmbH aus Hopfgarten, die in der HOFER-Ladenkette vertrieben wurde, stießen wir auf Sachverhalte, die Fragen mit sich brachten. So verlautbarte die zur Aldi-Gruppe gehörende Geschäftsleitung der HOFER KG mit Firmensitz in Sattledt wie folgt:

Dieser Artikel war vorübergehend seit dem 25. September 2006 im Sortiment. In einer Packung „Bio Goldhirse geschält, 1.000 Gramm“ der Firma Perlinger GmbH haben wir am 6. Oktober Verunreinigungen mit Stechapfelsamen festgestellt. Beim Konsum dieser Samen besteht ein ernstes Gesundheitsrisiko für Erwachsene und vor allem für Kinder. Bitte verzehren Sie die Goldhirse auf keinen Fall und geben angefangene wie auch ungeöffnete Verpackungen in unseren Filialen zurück. Selbstverständlich erstatten wir Ihnen den vollen Kaufpreis. Wir bedauern diesen Vorfall außerordentlich und haben intensive Untersuchungen eingeleitet, um solche Vorfälle in Zukunft auszuschließen und Ihnen die gewohnte Qualität und Sicherheit von Hofer zu bieten.

In der Nacht von Sonntag, den 8., auf den Montag, den 9. Oktober, haben wir an die HOFER KG folgende Anfrage im kausalen Zusammenhang gerichtet:

Vergleich zwischen einer geschälten Bio-Hirse und einem giftigen Stechapfelsamen, die beide aus der Originalpackung von uns entnommen wurden
Vergleich zwischen einer geschälten Bio-Hirse und einem giftigen Stechapfelsamen, die beide aus der Originalpackung von uns entnommen wurden

Im Zusammenhang mit Ihrer derzeit laufenden Rückrufaktion zu dem Produkt „Bio-Goldhirse“ ersuchen wir sie um Auskunft zu folgenden Punkten:

.) Nachdem die Produzenten selbst Qualitätskontrollen ihrer Produkte vornehmen, stellt sich die Frage durch wen die Feststellung der Verunreinigung durch Stechapfelsamen gemacht wurde?

.) Was hat ihr Unternehmen veranlaßt eine derartige Überprüfung vorzunehmen, welche ihnen laut eigener Verlautbarung am 6. Oktober die Erkenntnis brachte, daß eine derartige Verunreinigung vorhanden ist?

.) Wenn ihr Unternehmen bei Warenlieferungen aus eigenem Antrieb Qualitätskontrollen durchführt, welchen Zweck hat eine solche, wenn, wie in diesem Falle das Produkt laut Unternehmensangaben bereits seit dem 25. September im Sortiment war?

.) Wer hat die Produktkontrolle tatsächlich durchgeführt – in wessen Auftrag und aus welchem Grunde?

.) Wie lauten die Anschrift und die Kontaktdaten des Lieferanten, der mit dem Namen „Perlinger GmbH“ benannt wurde? (der bekannte Bio-Produktproduzent Perlinger weist jeglichen Zusammenhang mit dieser Firma von sich)

.) Ist Ihnen ein Fall bekannt geworden oder gemeldet worden, daß eine Person nach dem Verzehr des Produktes eine Gesundheitsbeeinträchtigung davon getragen hat oder es den Tod eines Konsumenten zu folge hatte?

.) Wie gedenkt ihr Unternehmen Erhebungen durchzuführen, ob es ggf. nicht schon seit dem Verkaufsstart zu einer Gesundheitsbeeinträchtigung von Konsumenten oder Todesfällen gekommen ist? Bekanntlich kann das Produkt auch für Kindernahrung herangezogen werden.

.) Warum wurde es seitens Ihres Unternehmens unterlassen die Konsumenten darüber zu informieren, wie das Krankenbild einschlägiger Vergiftungserscheinungen verläuft?

.) Warum wurde es unterlassen darauf hinzuweisen, welche Sofortmaßnahmen bei Vergiftungserscheinungen durch die Stechapfelsamen gesetzt werden können?

Faksimile der Stellungnahme der HOFER KGDie HOFER KG übermittelte uns vorerst keine Antwort, weshalb wir am 9.10. telephonisch urgierten. Dabei erhielten wir die Mitteilung, daß keine Anfrage eingetroffen sei. Also wurde die Anfrage nochmals per Fax am 9.10 um 12:57 Uhr übermittelt. Ebenso kam dann per Fax um 17:41 Uhr die Stellungnahme wie folgt:

Der Lebensmittel-Discounter Hofer warnt vor dem Verzehr des Produkts „Bio-Goldhirse geschält, 1.000 Gramm“ der Firma Perlinger GmbH und hat am Nachmittag eine groß angelegte Rückrufaktion dieses Produktes gestartet. In einer Packung wurden Verunreinigungen durch Stechapfelsamen gefunden. Hofer warnt ausdrücklich vor dem Verzehr dieser Produkte. Beim Konsum dieser Samen besteht ein ernstes Gesundheitsrisiko – ca. 15 Samen können nach ersten Recherchen eines Lebensmittelgutachters für einen Erwachsenen sogar tödlich sein, für Kleinkinder oder Säuglinge reicht naturgemäß eine wesentlich geringere Menge. Direkt nach Bekanntwerden der Gefahr hat Hofer eine umfassende Untersuchung bei der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) veranlasst. Ein reklamiertes und mikroskopisch geprüftes Muster enthielt 17 Stechapfelsamen pro Kilogramm Hirse. Kunden, die diese Ware gekauft haben, werden gebeten sie umgehend in den Hofer-Märkten zurückzugeben, um Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden. Selbstverständlich bekommen Sie den Kaufpreis vollständig erstattet. Die Ware wurde sofort aus allen Märkten entfernt. Außerdem hat Hofer die Gesundheitsbehörden informiert und intensive Untersuchungen des Vorfalls eingeleitet. Hofer bedauert diesen Vorfall außerordentlich – die Sicherheit und Gesundheit der Kunden sei oberstes Anliegen. Es werde deshalb so schnell wie möglich geklärt, wie die Verunreinigungen zustande kam und wie solche Vorfälle in Zukunft vermieden werden können. Sobald genauere Umstände der Verunreinigung bekannt sind, wird die Hofer KG erneut unverzüglich an die Öffentlichkeit treten. Bei Rückfragen wenden Sie sich an das Amt der OÖ Landesregierung, Hrn. … unter der Telefonnummer … Willibald Kuschnigg – Geschäftsführer Zentraleinkauf.

Screenshot vor Differenzierungshinweis bezüglich der Perlinger GmbH vom 9.10.06Screenshot nach der Richtigstellung der HOFER KG zu seinem Lieferanten am 12.10.06Mit dieser Stellungnahme ist unter Beweis gestellt, daß die HOFER KG keine einzige an sie gerichtete Frage beantworten will. Aber um einen weiteren Imageschaden von der unbeteiligten Firma Perlinger Bio – EP Naturprodukte AG abzuwenden, hat sich die Geschäftsleitung der HOFER KG dann entschlossen eine entsprechende Ergänzung auf der eigenen Internetpräsenz vorzunehmen.

Denn erst nach unserer Anfrage wurde dort der Hinweis angeführt, daß die zur Gernot Langes-Swarovski Gruppe gehörende Perlinger Bio – EP Naturprodukte AG nichts mit dem Vorfall betreffend der Lieferung der mit Giftstoffen verunreinigten Bio-Hirse, der Perlinger GmbH aus Hopfgarten zu tun hat. Eine Maßnahme, die viel zu spät erfolgte.

Anfragen von DER GLÖCKEL an die Perlinger GmbH – Stellungnahmen es wird gelogen

Der Aufdruck einer mit Stechapfelsamen kontaminierten Packung der Firma Perlinger GmbH - Kauf bei der HOFER KGDie Perlinger GmbH (bioking.at) aus 6361 Hopfgarten war das Unternehmen, das die u.a. mit giftigen Stechapfelsamen verunreinigte BIO-Hirse an die HOFER KG lieferte. An deren Geschäftsleitung schickten wir am Montag, den 13.10.06 um 13:00 Uhr eine Anfrage zu dem Sachverhalt wie folgt:

1. Wie ist es möglich, daß Produkte unter der Ausgangslage, daß vor dem Abpacken bereits Qualitätskontrollen durchgeführt werden/müssten/sollten, dann in den Handel gelangen, die mit giftigen Bestandteilen versehen sind?

2. Was hat eine Qualitätskontrolle bereits nach Auslieferung des Produktes veranlaßt – von wem wurde sie beauftragt und durchgeführt?

3. Welche Unternehmungen wurden von Ihnen mit diesem Produkt bzw. der von der Versetzung mit Stechapfelsamen betroffenen Charge beliefert?

4. Haben sie diese Abnehmer über den Sachverhalt informiert?

5. Wie viele Packungen sind von der Versetzung mit Stechapfelsamen betroffen?

6. sind Unternehmen auch in Deutschland und/oder der Schweiz damit beliefert worden?

7. Liefern sie auch an die ALDI-Kette in der Bundesrepublik?

8. Sind Ihnen Informationen vorliegend, die eine Gesundheitsbeeinträchtigung oder den Tod eines Konsumenten nach dem Konsum des Produktes zur folge hatten?

9. Wurde das Produkt bei anderen Produktionsprozessen, beispielsweise Brot, Kindernahrung oder Müsliriegel zum Einsatz gebracht?

10. Warum erfolgte die Rückrufaktion durch die HOFER-Kette erst durch einschlägige Verlautbarung am Samstag, wenn das Produkt bereits seit dem 25.  September im Handel ist?

Am gleichen Tag um 16:16 Uhr traf dann die Stellungnahme der Perlinger GmbH ein, die Bemerkenswertes beinhaltete. Nicht, daß DER GLÖCKEL vielleicht alle Fragen beantwortet bekam, aber im Gesamtzusammenhang gesehen, durchaus interessante Komponenten. Die Perlinger GmbH gibt zur Feststellung der Verunreinigung durch giftige Stechapfelsamen wie folgt an:

Die betroffene Hirse wurde bei drei Bio Bauern in Niederösterreich geerntet, gereinigt und getrocknet.

Dann wurde sofort eine Probe zur Untersuchung an die Lebensmittelversuchsanstalt Wien (LVA) übergeben.

Das Untersuchungsergebnis fiel positiv aus. (Anm.: man meint wohl negativ – positiv hätte bedeutet, daß negative Feststellungen gemacht wurden) „Es wurden keinerlei Rückstände von Spritzmitteln und Herbiziden festgestellt. Von unserem Spezialisten und Lieferanten, einem Wiener Bio-Getreidehändler, mit einer 20 jährigen Erfahrung, der diese Bio-Bauern unter Vertrag hat, wurde die betroffene Hirse an eine erfahrene und professionell eingerichtete Schälmühle in Oberösterreich zur Schälung und Reinigung geschickt. Diese Mühle verfügt sogar über ein eigenes, akkreditiertes Labor. Die von ihr geschälte und gereinigte Hirse wurde von ihrer Qualitätskontrolle für uns freigegeben und geliefert.

Das es immer unser Bestreben ist, nicht nur reine sondern auch optisch schöne Ware zu liefern, haben wir die Lieferung beim Schälbetrieb beanstandet. Es wurde uns mitgeteilt, daß die heurige Ernte aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse nicht in der gewohnten, optisch schönen Qualität ausgefallen ist. Nachdem wir dies zur Kenntnis genommen haben, haben wir trotzdem noch einmal bei unserem Lieferanten nachgefragt. Dieser versicherte uns glaubhaft, daß die die dunklen Bestandteile, Wildhirse bzw. Gänsefußsamen seien und daher unbedenklich sind. Aufgrund dieser Aussage und der positiven Analyse der LVA lieferten wir die Ware an Hofer.

Ausschnittsfoto von Verunreinigungen, die wir in einer Packung Bio-Hirse geschält 1.000 gr vorgefunden habenAusschnittsfoto von Verunreinigungen, die wir in einer Packung Bio-Hirse geschält 1.000 gr vorgefunden haben

Laut Medienberichten vom Wochenende, stellte auch der Sprecher der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) fest, daß es auch ihm ein Rätsel ist, wie die Stechapfelsamen überhaupt in die Hirse gelangen konnten. Normalerweise kommen diese Samen nicht in landwirtschaftlichen Kulturen vor. Ihm ist auch kein ähnlich gelagerter Fall bekannt. Auch uns, wie auch unseren Getreidelieferanten, ist in vielen Jahren unserer Arbeit noch nie eine Verunreinigung untergekommen. Hätten wir das gewußt, hätten wir selbstverständlich eine Untersuchung auf Stechapfelsamen in Auftrag gegeben.

Da der Stechapfelsamen fast gleich groß ist wie die geschälte Hirse, ist er nur sehr schwer von dieser zu trennen. Wie wir jetzt wissen, liegt die erste Verhütung dieser Verunreinigung bei der Ernte, beim Kontrollieren der Felder auf Stechapfelpflanzen. Der zweite Schutz vor einer Kontaminierungen liegt in der aufwendigen Reinigung durch mehrfaches Durchlaufen durch mehrfaches Durchlaufen durch Photozellen. Als der Hinweis auf Verdacht auf Stechapfelsamenverunreinigung durch einen Biobauern unseres zweiten Lieferanten bei Hofer einlangte, wurde von Hofer sofort reagiert.

Faksimile der Stellungnahme des Produzenten Firma Perlinger GmbH aus HopfgartenFaksimile der Stellungnahme des Produzenten Firma Perlinger GmbH aus Hopfgarten

Ist jetzt jemand in der Lage, uns zu erklären, wie Ware, die laut Angaben des Lieferanten angeblich mehrere Qualitätskontrollen durchlaufen hat und bereits ab dem 25. September in den Regalen vom HOFER stand am 5. oder 6. Oktober von einem Bio-Bauern die Feststellung der Verunreinigung mit giftigen Stechapfelsamen gemacht werden konnte?

Es fehlen Tonnen von kontaminierter Bio-Hirse der Perlinger GmbH

Verunreinigungen aus einer einzigen Packung geschälte Bio-Hirse der Firma PERLINGER GmbHKann uns jemand erklären, wie angesichts der Aussagen, daß ein derartiger Versatz mit giftigen Stechapfelsamen betreffend „noch nie eine Verunreinigung untergekommen“ ist, Andreas SARG von Bio Austria in einem uns bestätigten Interview wie folgt angibt:

Probleme mit dem Stechapfel gibt es im Hirseanbau immer wieder“!?

Wenn SARG als Sachkundiger bezeichnet werden kann und somit in Ableitung seiner Aussage, das Wissen um diesen Umstand aller einschlägig tätigen Produzenten abgeleitet werden kann, bedeutet dies dann nicht, daß alle Beteiligten in Kenntnis dieser Möglichkeit der Verunreinigung mit giftigen Stechapfelsamen sind? Dies folglich die Verpflichtung zur Anwendung des Photozellverfahrens  zur Qualitätskontrolle mit sich bringen hätte müssen? Bei diesem Verfahren wird die Produktion mittels eingegebener Farbmuster abgeglichen und jeglicher Bestandteil der zu kontrollierenden Ware, die farblich abweichend ist, ausgesondert. Daß die beim HOFER vertriebene geschälte Bio-Hirse der Perlinger GmbH nicht so kontrolliert wurde, beweisen wir auch anhand unserer eigenen händischen Aussortierung, einer der betroffenen Verpackungseinheiten, die beim HOFER erworben wurde. Damit stellt sich eine durchaus juristisch relevante Frage: Wenn die Aussage des Sachkundigen der Bio Austria als in der Brache allgemein bekannt angesehen werden kann, natürlich auf Erfahrungswerten basiert, handelte dann die Perlinger GmbH durch Unterlassung des Photozellverfahrens  nicht grob fahrlässig, weil grundsätzlich die Möglichkeit der Verunreinigung mit giftigen Stechapfelsamen besteht und somit eine mögliche Gesundheitsgefährung einer Vielzahl von Menschen? Dies wird auch der Grund sein, warum beispielsweise Perlinger Bio der EP Naturprodukte AG bei allen Produkten der Bio Hirse das Photozellverfahren anwendet, wie unsere Recherchen zeigten.

Dr. O. Wawschinek von der AGESÖsterreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH ersuchten wir um Mitteilung, ob es gesetzliche Vorschriften über das anzuwendende Prüf- & Reinigungsverfahren gibt. Dies ist im Kapitel „B 20 Mahl- und Schälprodukte“ im Codex alimentarius austriacus, verankert. Es wird im Codex zwar nicht explizit das Photozellverfahren angeführt, jedoch legt der Kodex zu Mahl- und Schälprodukte wie folgt fest: „Sie sind im Rahmen der technologischen Möglichkeiten befreit …“

Faksimile aus dem LebensmittelkodexFaksimile aus dem Lebensmittelkodex

Wenn die Möglichkeit einer Gefahr durch Verunreinigung durch giftige Stechapfelsamen von Haus aus besteht, dann wäre dies wohl die einzige technisch angemessene Qualitätskontrolle um dies zu verhindern. Wie DER GLÖCKEL jedoch von der Geschäftsleitung der Mühle, in der die Hirse gereinigt wurde, in Erfahrung gebracht hat, wurde diese nur mit der Reinigung der BIO-Hirse in Form des Standardsiebverfahrens beauftragt. Das Photozellverfahren wurde nicht in Auftrag gegeben. Im übrigen sind diese mit diesem Qualitätskontrollverfahren verbundenen Kosten ein „Vielfaches“ von denen des Standardsiebverfahrens.

Faksimile aus der Stellungnahme der PERLINGER GmbHFaksimile aus der Stellungnahme der PERLINGER GmbH

Die Perlinger GmbH setzt wie in ihrer Internetdomain unter bioking.at der ganzen Thematik noch ein Krönlein auf, indem sie verlautbart:

„Obwohl dieser Vorfall für alle sehr bedauerlich ist, sollte er positiv gesehen werden.“

Ob das die Menschen so sehen, die tatsächlich schon Gesundheitsbeeinträchtigungen davon getragen haben, läßt sich bezweifeln. Denn nachdem die HOFER KG ohne Spezifizierung der Unternehmung PERLINGER GmbH nur diesen Namen verlautbarte, landeten dann tatsächlich bei der völlig unbeteiligten Unternehmung Perlinger Bio der EP Perlinger AG die Schreiben von Menschen, die tatsächlich Folgeerscheinungen durch den Konsum der giftigen Stechapfelsamen davontrugen. Darunter befand sich laut Auskunft eines leitenden Mitarbeiters auch eine schwangere Frau.

Faksimile des Lieferscheines der Mühle weisen nur 14.200kg Bio-Hirse ausMit Interesse werden wir aber auch folgenden Sachverhalt im Auge behalten: Die Medien berichteten laut Angaben der HOFER KG, daß es sich um rund 16.100 Packungen handeln soll, die von den Verunreinigungen durch Stechapfelsamen betroffen sind. Am 12. Oktober um 14:56 Uhr gab uns Frau PERLINGER, der Perlinger GmbH in Hopfgarten gegenüber an, daß von ihrer Firma an die HOFER KG 18.100 Pakete geliefert wurden. (Anm.: Frau PERLINGER  vergewisserte sich über die von ihr gemachten Angaben, indem sie eine weitere im Raum befindliche männliche Person über die Richtigkeit der uns gegenüber gemachten Angaben befragte) Laut Frau PERLINGER stammt die Bio-Hirse aus einer einzigen Mühle von der die gesamte Menge bezogen wurde. Jetzt hat aber jemand ein ernstzunehmendes Problem, denn die Geschäftsleitung der Mühle verarbeitete nur 14.200 kg, die dann von Perlinger abgeholt wurden!

Faksimile aus dem Lieferschein vom 20.9.06 der MühleFaksimile aus dem Lieferschein vom 20.9.06 der Mühle

Kann uns jetzt letztlich jemand die Frage beantworten, wenn die HOFER KG angeblich 16.100 Pakete was 16,1to entspricht im Besitz hatte, die PERLINGER GmbH jedoch 18.100 Pakete an die HOFER KG lieferte, die angeblich nur aus einer einzigen Mühle stammten, die aber tatsächlich nur 14.200 kg verarbeitete, wo die HOFER KG die restlichen 2000 Pakete hat und was noch viel wichtiger ist, wer hat der PERLINGER GmbH 3900 kg geliefert, die gar nicht aus der Mühle stammen, die Frau PERLINGER als einzige Bezugsquelle angab?

Faksimile aus der Stellungnahme der Perlinger GmbH - es wird gelogenFaksimile aus der Stellungnahme der Perlinger GmbH – es wird gelogen

Von der uns vorliegenden Packung mit Stechapfelsamenversatz der Perlinger GmbHUnd zum drüberstreuen, die Perlinger GmbH schriftlich bestätigte, daß die gesamte Charge nur an die HOFER KG geliefert wurde? Darauf angesprochen schwieg Frau PERLINGER dann!

Ob es da noch von Bedeutung ist darauf hinzuweisen, daß wir nach einer zweiten schriftlichen Anfrage um das Produktionsdatum und die Chargennummer der „unsauberen“ Bio-Hirse betreffend in Erfahrung zu Bringen 4 mal bohrend nachfragen mußten? Das Produktionsdatum war laut der Perlinger GmbH der 20. und 21.9.06 die Chargennummer der betroffenen Bio-Hirse lautet: L 04 1109 37 2.

Richtigstellungen zur Perlinger GmbH und Perlinger Bio der EP Naturprodukte AG

Faksimile der Stellungnahme der Hofer KGFaksimile der Stellungnahme der Hofer KG

Es mag ungewöhnlich erscheinen, daß sich ein Medium veranlaß sieht, eine derartige Publizierung vorzunehmen. Angesichts der ungenauen und oberflächlichen Verlautbarungen der HOFER KG, die ein völlig unbeteiligtes Unternehmen mit einem Schlag ungerechtfertigt im Zusammenhang mit der Stechapfelsamen versetzten Bio-Hirse in den Fokus der Öffentlichkeit stellte, sehen wir diese Maßnahme als angebracht. Die HOFER KG verlautbarte in ihrer Presseaussendung nur den Firmennamen: Perlinger GmbH. Damit wurde der Stein ins Rollen gebracht und der bekannte und renommierte Bio-Produzent EP Perlinger gelangte ins Schußfeld der Konsumenten.

Webauftritt der Perlinger GmbH aus HopfgartenDie mit giftigen Stechapfelsamen verunreinigte geschälte Bio-Hirse wurde von der Firma PERLINGER GmbH mit Firmensitz in A-6361 Hopfgarten an die HOFER KG geliefert. Die Firma betreibt die Internetdomain bioking.at (siehe Bild links). Nachweislich wurde die geschälte BIO-Hirse in der Mühle nur dem Standardsiebreinigung unterzogen.

Webpräsenz der Perlinger Bio von EP Naturprodukte AGDie Firma Perlinger Bio – von EP Naturprodukte AG gehört zur Gernot Langes-Swarovski Gruppe und hat ihren Firmensitz in A-6300 Itter. Die Firma betreibt die Internetdomain perlinger-bio.at (siehe Abbildung unten links). Bei dieser Unternehmung werden alle einschlägigen Produktionen dem Photozellverfahren bei der Qualitätskontrolle unterzogen.

Qualitätskontrollen der Perlinger Bio - EP Naturprodukte AG

Faksimile der Internetpräsenz der unbeteiligten Unternehmung. Die Firma Perlinger Bio der EP Naturprodukte hat nichts mit der Stechapfelsamencausa der HOFER KG zu tun, aber dieser durch deren oberflächlichen und ungenauen Öffentlichkeitsarbeit einen Imageverlust zu verdanken.

Analyse zu giftigen Stechapfelsamen in der BIO-Hirste bei der HOFER KG

tödliche Dosis - 17 vorgefundene Stechapfelsamen in der Bio-Hirse von der Hofer KGtödliche Dosis – 17 giftige Stechapfelsamen mit Vergleich einer Hirse – vorgefunden in einer Packung Bio-Hirse geschält 1000gr – Bezug bei Firma HOFER KG, Lieferant Perlinger GmbH in Hopfgarten. Bestimmung unter Beiziehung von Sach- & Fachkundigen, vorbehaltlich einer mikroskopischen Untersuchung;

In dem Film Contact gibt es eine Schlüsselszene in der die Hauptdarstellerin Judy FOSTER  vor einem Gremium tritt – verzweifelt sagt sie:

Ich möchte nichts anderes, als das Sie einen Schritt zurücktreten und das Gesamtbild betrachten.

Bei der Causa um verunreinigte geschälte Bio-Hirse, unter anderem mit Stechapfelsamen, sollten wir ebenso den Blick auf das Gesamtbild richten. Ja, es ist eine Tragödie und um so schlimmer als wahrscheinlich die tatsächlichen Gesundheitsbeeinträchtigungen die Konsumenten erlitten haben oder noch erleiden werden, nie bekannt werden. Nicht jeder Mensch verfügt über Internet oder bedient sich der Medien, als daß es die Gewährleistung gäbe, daß jeder Konsument über die Kontaminierung Kenntnis erlangen würde. Man denke auch an die zahlreichen Touristen, die vielleicht gerade in den Grenzgebieten Einkäufe tätigen. Wer käme schon auf die Idee, nach einer Mahlzeit von Bio-Hirse etwaige Bewußtseinsveränderungen auf diese Ingredienz zurückzuführen.

Doch die Problematik liegt in unserem wirtschaftspolitischen Gesellschaftsgefüge. Abgedroschen der Slogan „Geiz ist Geil“ und es hat auch gar nichts mit Geiz zu tun. Wir, die Durchschnittsbürger kämpfen jeden Monat um mit dem Wenigen was uns zur Verfügung steht auszukommen. Wir, und dazu zählt sich auch der Verfasser dieser Reportage, können uns vordergründig nicht aussuchen welches Produkt wir einkaufen, unser Einkauf richtet sich nach dem Kaufpreis und dem was wir brauchen und nicht gerne hätten. Wir kaufen nicht das Billigste, weil wir geizig sind, sondern weil wir uns Teureres einfach nicht leisten können. Das ist realer Lebensalltag. Die Mehrheit der Menschen verfügt nicht über das viele Geld, über das verfügt nur eine Minderheit. Konzerne wie HOFER / ALDI – LIDL oder BILLA um nur einige Beispiele zu nennen, setzen auf Profit. Wer weiß denn in der Öffentlichkeit beispielsweise um den Umstand, daß LKW-Frächter die Waren zu Lebensmittelkonzernen liefern, ein Zeitfenster von nur wenigen Minuten haben, wenn überhaupt. Wenn ein LKW-Fahrer nicht genau zu dem Zeitpunkt an der Rampe steht, die im vorgeschrieben ist, kann er ohne entladen zu werden wieder abfahren. Sie meinen dies wäre schon alles – fehlgedacht. Es gibt Konzerne, die dann den Umsatzverlust der durch den Nichtverkauf der Ware entstanden ist, den Frächtern verrechnen. Dabei wird der Einstandspreis mit dem Verkaufspreis und der Menge errechnet und die entgangene Umsatzsumme durch den Lebensmittel-Discounter dem Frächter in Rechnung gestellt.

Alle Verunreinigungen, die wir in einer einzigen Packung vorgefunden habenAlle Verunreinigungen, die wir in einer einzigen Packung vorgefunden haben

Das war ein kleiner Ausflug, aber nicht uninteressant. Wenn also ein Konsument von BIO-Nahrung, diesmal von geschälter Hirse diese in einem Geschäft einer Lebensmitteldiscountkette zu einem Kaufpreis von 1,79 € erwirbt, die von einem anderen Produzenten in einem anderen Geschäft einer anderen Kette um 2,79 € angeboten wird, was mag dann wohl der Unterschied sein? Der Handelskonzern wird stets darauf achten, daß das seiner Preispolitik entsprechende Produkt in den Regalen steht. Daß die Einhaltung der gesetzlichen Mindeststandards erfüllt wird sollte Selbstverständlichkeit sein. Wenn, wie im gegenständlichen Fall die Perlinger GmbH wegen des Vorfalles künftig das Photozellverfahren zur Qualitätskontrolle einführen wird, ist es angesichts der Aussage der Mühle, daß der Preis für die Dienstleistung der Reinigung ein „Vielfaches“ ausmacht fraglich, ob der vormals gültige Verkaufspreis gehalten werden kann.

Es tobt eine Preisschlacht und das Wort der ökosozialen Marktwirtschaft dürfte schon die längste Zeit in den „Rundordnern“ gelandet sein. Das bedrückende an den sich gegenseitig durch Tiefstpreisangebote zu übertreffen versuchenden Lebensmitteldisconter, liegt jedoch darin begründet, daß irgendwer im langen Glied der Kette zwischen Produzenten bis hin zum Konsumenten für die Marktpolitik die Rechnung bezahlt. Diesmal waren es Konsumenten der geschälten Bio-Hirse, die giftige Stechapfelsamen zu sich nahmen. Aber irgendwer bezahlt immer die Rechnung, die für die Discontermärkte immer aufzugehen scheint.

Ehrlichkeit wäre angesagt und eine Preisgestaltung die zumindest nicht die Gefahr in sich birgt, daß wir Konsumenten deshalb Gesundheitsbeeinträchtigungen in Kauf nehmen müssen, weil bei Qualitätsüberprüfungen eingespart werden muß.

Bei der von uns händisch vorgenommenen Aussortierung der Fremdköper der geschälten Bio-Hirse von der Perlinger GmbH, haben wir vorbehaltlich einer mikroskopischen Untersuchung 17 Stechapfelsamen vorgefunden und doch einiges andere mehr. Die Verunreinigungen waren mit bloßem Auge sichtbar.

Das letzte Wort zu dieser Causa werden wohl angesichts auch der von uns aufgezeigten und dokumentierten Sachverhalte die Gerichte haben …

071410

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