Irreführung durch Werbung für gelöschtes Online-Spiel von FRITT-Kaubonbons

Das Medium Internet, zunehmend als Zugpferd des Handels und der Industrie eingesetzt, veranlaßt zahlreiche Firmen, wie auch der Genußmittelindustrie, Kunden auf ihre Webpräsenzen zu locken. Gewinnverlosungen, kreative Bereiche und vor allem Online-Spiele sind auch Themenbereiche, wenn es um Kinder, Jungendliche und Erwachsene mit Spielambitionen geht. So findet sich bei Produkten, vornämlich Süßwaren immer häufiger der Hinweis auf „Codes“, die in den Portalen der Produzenten einzugeben sind mit denen dann online gespielt werden kann.

Kaubonbon FRITT - Werbung für längst abgelaufenes Online-Spiel Kaubonbon FRITT - der Text in der Verpackung

So startete auch der Hersteller der Kaubonbonstreifen FRITT eine derartige Aktion, bei der online gespielt werden konnte, und fügte seinen Verpackungen entsprechende Hinweise bei. Auf diesen fand sich dann beispielsweise ein Aufkleber mit einer Figur und der Aufschrift „JETZT MIT COOLEN DJ. BILDERN“; Öffnete man die Verpackung, stieß man auf einen Sticker. Darunter befand sich ein weiterer Aufkleber mit der Angabe einer Codenummer und der Aufforderung „Eingeben unter WWW.FRITT.DE“. So einen Aufkleber fand zu Beginn August 07 ein 9 jähriges Kind und steuerte im Internet die angegebene Adresse an. Doch anstelle eine Eingabemaske für den Code vorzufinden, klickte sich das Mädchen vergebens Seite für Seite durch die gesamte Webpräsenz. Der Vater wurde dann um Hilfe gebeten, nicht jedes Kind ist mit dem Internet schon quasi „auf Du und Du“. Aber auch dieser konnte weder eine Eingabemaske noch einen Hinweis auf das angepriesene Spiel vorfinden.

kein Hinweis unter FRITT.de, daß das Online-Spiel bereits eingestellt wurdeFRITT-Internetpräsenz - Der Einstieg unter fritt.deMit dieser Vorgeschichte landete der Fall dann in unserer Redaktion, aber auch unsererseits konnte im Portal des Produzenten, der Ludwig Schokolade GmbH & Co KG aus Bergisch Gladbach in Deutschland keinerlei Hinweis auf, beziehungsweise zum angepriesenen Online-Spiel vorgefunden werden. Die Verpackung selbst sowie von uns in unterschiedlichen Supermärkten gekaufte Verpackungen mit jeweils 6 Streifen, die aus verschiedenen Chargen, sprich Produktionszeiträumen stammen, gaben inhaltlich auch, abgesehen vom enthaltenen Spielcode keinen Hinweis oder weiterführende Auskünfte.

Kurz zusammengefaßt baten wir die Verwaltung von Ludwig-Schokolade um Auskunft und teilten mit, daß keine Eingabemöglichkeit für den Spielcode oder ein sonstiger Hinweis auf der Internetpräsenz fritt.de ersichtlich ist bzw. vorgefunden werden konnte.

Am 20. August 07 teilt Herr STRUNK, Trade Marketing Manager, ebenso kurz und bündig wie folgt mit:

… Das Spiel im Internet mit Codeeingabe lief bis zum 31. Juli 2007. Danach wurde das Modul aus unserem Internetauftritt wieder entfernt. Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und verbleiben mit freundlichem Gruß

Und wenn Herr STRUNK schon so freundlich ist und für weitere Rückfragen gerne zur Verfügung steht, setzten wir nach und legten wie folgt dar:

… erlaube mir darauf hinzuweisen, daß auf der Verpackung kein entsprechender Hinweis bezüglich der Befristung des Spielangebotes vorhanden war/ist. … Können Sie sich vorstellen, daß die Enttäuschung bei dem betroffenen Kind (9 Jahre) entsprechend war …

Nein, Herr STRUNK  sandte keine Antwort mehr, auch ein entsprechender Hinweis auf der Internetpräsenz von Fritt.de wurde nicht vorgenommen, der es den Konsumenten ersparen würde, sich durch alle Seiten zu klicken um dann frustriert Fritt.de zu verlassen. Das, so würde man meinen, wäre eine logische Konsequenz aus den vorliegenden Fall gewesen, war jedoch nicht zutreffend. Das Angebot für weitere Rückfragen gerne zur Verfügung zu stehen, eine verbreitete Floskel, aber offensichtlich selten tatsächlich ernst gemeint.

Wir kauften FRITT-Kaubonbon-Packungen über 2 Monate hindurchWir kauften FRITT-Kaubonbon-Packungen über 2 Monate hindurch

Wir beobachteten den Markt weiterhin und die letzte Verpackung mit einem Spielcode für ein Spiel, das es bald annähernd 2 Monate nach Einstellung nicht mehr gibt, erwarben wir am 17. September 07. Um auszutesten wie Kinder bis hin zu Jugendlichen reagieren, verschenkten wir einfach die Fritt-Packungen. Eine 16 Jährige, nachdem sie die Feststellung machte, daß es kein Spiel mehr gab, brachte es dann in „eigenwilliger Manier“ wie folgt auf den Punkt: „Na oida, was is´n des für ´n Sch…“ Eine 9-Jährige war „nur“ enttäuscht, was an Geste und Ausstrahlung unmißverständlich zum Ausdruck kam.

negativer Werbeeffekt durch Bewerbung eines Online-Spieles, das es nicht mehr gibtnegativer Werbeeffekt durch Bewerbung eines Online-Spieles, das es nicht mehr gibt

Trotz intensiven Nachdenkens sind wir jedoch nicht auf den Grund gekommen, warum man nicht den Verkauf der Ware abgewartet hat und dann das Spiel für beendet erklärte, wenn der Rücklauf entsprechend stagniert. Es ist davon auszugehen, daß noch viele Kinder und Jugendliche sich suchend auf den Seiten von Fritt.de durchklicken um dann frustriert das Browserfenster schließen.

082009

Schreibe einen Kommentar