Sexualität und weibliches Geschlecht – als Ablenkungsmanöver der Werbung – Wirtschaft

Laut Definition des Meyers Großem Handlexikon aus 1988 steht für WERBUNG wie folgt: „Werbung in der Wirtschaft: alle Maßnahmen zur Beeinflussung von Menschen[gruppen] zwecks Förderung des Absatzes.“ Das Große Universal Lexikon vom Corvus Verlag Berlin aus dem Jahr 1976 ergänzt etwas umfassender – zu dem Begriff WERBUNG: „Werbung, die mehr planmäßige (Reklame) Einflußnahme besonders von Wirtschaftsunternehmungen auf die öffentliche Meinung zur Erzielung eines größeren wirtschaftlichen Erfolgs, vor allem zur Absatzsteigerung. Werbung kann den Verbrauch in bestimmte Richtung lenken, aber auch ganz neue Bedürfnisse wecken.“

Also, und dies gilt es hervorzuheben, sofern wir Konsumenten nicht den Bedarf an bestimmten Produkten haben, soll uns die WERBUNG dazu bringen, Geld auszugeben um einen „Bedarf“ zu decken, den wir gar nicht haben. Wir erhalten durch WERBUNG einen Impuls, der es den Wirtschaftsstrategen ermöglichen soll, mit unserem Geld für den Kauf ihres Produktes ihren wirtschaftlichen Vorteil voranzutreiben. Der Idealfall einer gelungenen WERBUNG: Wenn der Konsument an einem bestimmten Produkt gar keinen Bedarf hat und alleine deshalb ein Produkt erwirbt, weil die WERBUNG aufgrund ihrer Konzeption ihn zu dem Kauf verleitet hat. Vance Packard schrieb schon 1957, in der deutschsprachigen, 1992 erschienenen Ausgabe von „Die geheimen Verführer“:

Die Bemühungen der Meinungsbildner, unsere Alltagsgewohnheiten nach verborgenen Bedeutungen abzutasten, sind oftmals rein wegen der Augenblicksoffenbarungen über unser Innenleben interessant, die sie uns vermitteln. … Die Erkenntnisse der Tiefenpsychologen versorgen uns mit verblüffenden Erklärungen für viele unserer täglichen Gewohnheiten und Eigenheiten.

Nachdem MANN stets einen elementaren Aspekt im durchschnittlich betrachteten Gesellschaftsgefüge hinsichtlich der Entscheidung über den Kauf von bestimmten Produkten darstellt, läuft die WERBUNG, sprich Manipulation, über seine Psyche. So wird mal mehr, mal weniger geschickt, jedenfalls seit längerem mit der Sache, die oftmals als schönste der Welt bezeichnet wird, der weiblichen Sexualität, dem Sex als Lockmittel gearbeitet. Die Wissenschaft hat längstens die Fakten auf den Tisch gelegt, daß FRAU als Mittel zur Förderung des Absatzes von Automobilen einen Erfolg erzielt, dem MANN kaum widerstehen kann. Auch welch groteske Formen der Einsatz der Weiblichkeit bzw. der weiblichen Attribute in der Werbung mit sich bringt, wird diese laufend fortgesetzte Bildergalerie ebenso aufzeigen, wie „durchschnittliche“ Fallbeispiele von dem Produktabsatzsteigernden Mittel FRAU.

Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, welchen Zweck denn ausgerechnet in einem Nachrichtenmagazin die Thematisierung oder besser gesagt das Aufzeigen solch fragwürdiger Einsatzmittel hat – ganz einfach: WERBUNG kann etwas Unterhaltendes, Ästhetisches selbst Inspirierendes in sich bergen, doch das FRAU oftmals in Anrüchigen Posen dargestellt wird, die MANN zu geilen Gelüsten bis hin zur Erektion bringen kann, degradiert FRAU nur noch zum reinen Schau- oder Nutzobjekt, was unserer Ansicht nach zu verurteilen ist. So resultiert nach vielen Jahren der eigenen Beobachtung FRAU und Sexualität in der WERBUNG die Frage an die Wirtschaft: Ist Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung so schwach, daß Sie nur über die Unterbewußtseinsebene bis hin zu einer „Wixvorlage“ Ihr Produkt an den MANN bringen können?

März 1988 – Werbung Bilderland – Foto Nettig