VKI deckt zum Bausparen kosmetisch behandelte Angebote auf

VKI deckt zum Bausparen auf

(Österreich) Bereits im Mai 2005 haben wir uns mit der Thematik der Bausparverträge innerhalb der Reportage „Bausparen, das Kleingedruckte und Erklärungsnotstand bei Kindern“ ausführlich auseinandergesetzt. Schon damals hat die Referentin des Vereins für Konsumenteninformation, Frau Mag. Beate Sucher, in unserem Interview Kritik am Bausparen geäußert. Nunmehr läßt die Konsumentenschutzorganisation erneut mit ihren Feststellungen zum Bausparen aufhorchen. Der VKI deckt nach Recherchen unrealistische Berechnungsmodelle auf den Homepages der Bausparanbieter und in Verkaufsprospekten auf.

Der Verein für Konsumenteninformation verlautbart dazu auszugsweise wie folgt:

Bausparen liegt in der Gunst der Sparer und Anleger an erster Stelle. Allein im Jahr 2010 wurden eine Million Verträge abgeschlossen – trotz der derzeit niedrigen Verzinsung. Die vier österreichischen Anbieter (ABV, Raiffeisen Bausparen, s-Bausparkasse und Wüstenrot Bausparen) locken mit hohen Einstiegszinsen. Diese gelten aber lediglich für das erste Jahr. Danach sinkt der Zins auf ein deutlich bescheideneres Niveau. Dies wird von den Anbietern allerdings nicht immer deutlich kommuniziert, wie eine Erhebung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) zeigt. So arbeiten die Bausparkassen teils mit geschönten Angeboten. Auf allen Anbieter-Websites gibt es beispielsweise sogenannte Ansparrechner, mit denen Kunden den erwartbaren Betrag errechnen können. Raiffeisen und s-Bausparkasse rechnen hier allerdings mit dem Einstiegszinssatz von 2,75 bzw. drei Prozent auf die vollen sechs Jahre durch. Und das, obwohl der Zinssatz nach dem ersten Jahr sinken würde. Das verrechnete Endguthaben ist damit um fast 400 € höher als die vom VKI errechnete, derzeit realistische Minimalvariante. Bei ABV und Wüstenrot wurde hingegen „vergessen“, die KESt zu berücksichtigen. Die Angebotsrechner von ABV, s-Bausparkasse und Wüstenrot berücksichtigen wiederum die Kontoführungsgebühren nicht (red. Anm.: siehe obige Reportage). Auch in den auf Anfrage zugesendeten Verkaufsprospekten fanden sich geschönte Modelle – mit Ausnahme von Wüstenrot. Hier blieb die anonyme Anfrage gar unbeantwortet.

Alles in allem wäre hier ein Mehr an Kostenwahrheit seitens der Bausparkassen durchaus wünschenswert,

kritisiert VKI-Experte Walter Hager.

Rendite teils unter Inflationsrate

Verein für Konsumenteninformation (VKI)Rechnet man die Verträge auf Basis des aktuellen Zinsniveaus durch, würden Konsumenten bei derzeit abgeschlossenen Verträgen mit variabler Verzinsung und monatlicher Zahlung von 100 € nach sechs Jahren nur eine Nettorendite von 1,3 Prozent (Raiffeisen) bis 1,7 Prozent (Wüstenrot) erhalten – die staatliche Prämie hinzugerechnet. Statt den berechneten 7.860 € würde man etwa bei Raiffeisen lediglich 7.480 € erhalten. Bei den Fixzinstarifen (Wüstenrot, s-Bausparkasse) würde sich eine Rendite von rund 2,30 Prozent ergeben, was in etwa dem Inflationswert entspricht. „Das ist wahrlich kein herausragendes Geschäft, wenn man sein Geld auf sechs Jahre verleiht“, so Walter Hager. Bei kleineren Einzahlungen würden sich noch zusätzlich die hohen Kontoführungsgebühren – 4,71 bis 6,36 € pro Jahr – äußerst negativ auswirken.

Auch wer vorzeitig aussteigt, zahlt drauf. Denn dann wird der staatliche Zuschuss rückverrechnet und ein Verwaltungskostenbeitrag fällig. Im Endeffekt sind die Kündigungskosten oft höher als der Zinsertrag.

Onlineabschluss erhöht Ertrag

Eine Möglichkeit, die Rendite ein wenig zu erhöhen, ist, den Vertrag online abzuschließen. Anstelle des sonst üblichen Werbegeschenkes gibt es dann einen 40-Euro-Bonus, durch den sich in der Modellrechnung die Rendite von 1,7 auf 1,9 Prozent erhöht. „Ein gewisser Bonus ergibt sich auch, wenn der Jahresbeitrag einmalig zu Beginn des Jahres und nicht monatlich eingezahlt wird“, so Hager.

Generell lässt sich sagen, dass Bausparen derzeit nur für Vollsparer bis zu 1.200 € jährlich (bzw. knapp darunter) oder bei Einmalerlag von 7.200 € einigermaßen sinnvoll ist.

Von der Sicherheit vergleichbare Anlagealternativen zum Bausparen sind gebundene Sparformen mit variabler Verzinsung. Hier werden die Zinssätze quartalsweise oder manchmal sofort angepasst und nicht wie beim Bausparen einmal jährlich.

Weitere Informationen können Konsumenten der Internetpräsenz des VKI unter www.konsument.at entnehmen.

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