Was für einen Russen das Kaufhaus GUM in Moskau darstellt, ist für die Bevölkerung und Touristen in Bratislava das Aupark Shopping Center. Der Aupark, ein Einkaufscenter mit Kinocenter und Freizeiteinrichtungen der besonderen Güte, nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt lockt mit Markenläden und angenehmer Atmosphäre. Wie alle derartigen Shopping Center gibt es zahlreiche Caféhäuser und Gastronomiebetriebe. Seit Jahren nutzen auch wir dieses Objekt für geschäftliche Zusammenkünfte und frequentieren dafür erstrangig die unterschiedlichen Caféhäuser. Etwa 10 dieser Einrichtungen stehen in dem weitläufigen Areal zur Verfügung. Unter den Caféhausbetreibern befindet sich auch ein Franchise-Nehmer der bekannten Firma Segafredo Zanetti – im Aupark vertreten zu sein gilt auch als Prestigenachweis. Bei einem Besuch am 21. August 06 kam es dann in dem Segafredo Café zu einer Begebenheit, die dem Grunde nach am ersten Blick unbedeutend erscheinen mag, jedoch in ihrem Gesamtbild einen ganz anderen Stellenwert einnimmt.
Zünder als Werbemittel werden dem Gast bei Segafredo Zanetti Slowakei in Rechnung gestellt
Als Gelegenheitsraucher kommt es immer wieder vor, daß man zum Café auch raucht. In Ermangelung von Feuer, war der Weg zum Tresen ein gewohnter Schritt, da doch überwiegend das Personal selbst dem Raucherklientel angehörig ist. Feuerzeug war keines zu erspähen, nach dem man dann gebeten hätte. So erfolgte die Bitte um Feuer an die Serviererin, die dann ein Päckchen Zünder, ein Werbemittel von Segafredo Zanetti, aushändigte. Dieser Übergabe folgte prompt die Betätigung der Tastatur der Computerkasse. Einer Ahnung folgend wurde dann nach der Rückkehr zum Tisch die Streichholzschachtel begutachtet. Eindeutig waren an der Abriebfläche Spuren der mindest dreimaligen Verwendung festzustellen, die durch einen Blick auf die Anzahl der vorhandenen Streichhölzer zusätzlich bestätigt wurde. Als es dann zur Zahlung der Konsumation an der Kasse kam, wobei die Streichholzschachtel mit Dank wieder zurückgegeben wurde, wurde die Ahnung zur Gewißheit. Tatsächlich befand sich auf dem Kassabon unter der Bezeichnung „Zapalky“ (slowakisch „Zünder“) ein ausgewiesener Betrag von 5.- Kronen. Als der Hinweis erfolgte, daß erstens die Streichholzschachtel bereits verwendet wurde und zweitens „Feuer“ als integraler Bestandteil des Services in einem Lokal angesehen wird, veränderte sich schlagartig das Verhalten der Serviererin. Die Gesichtszüge quasi eingefroren und nur noch im barschen Tonfall wurde dann der Betrag der Cafékonsumation gefordert, ohne auf die Argumente einzugehen.
Im Grunde nicht nur eine Frechheit für einen mehrfach gebrauchten Artikel Geld zu verlangen, sondern angesichts unserer langjährigen Erfahrung in den unterschiedlichen Caféhäusern in Bratislava, auch im Aupark Shopping Center ein absolutes Novum. Feuer zum Café war bis zu diesem Zeitpunkt als Selbstverständnis und Serviceleistung am Kunden zu verstehen. Um die Höhe des Betrages von 5.- Kronen (umgerechnet 14 Cent) geht es nicht, wobei jedoch der Vollständigkeit halber schon erwähnt werden soll, daß der Cappuccino mit 49.- Kronen (1,32 €) für Aupark-Verhältnisse einem normalen Preis entspricht. Im Vergleich auf einer Autobahnraststation bezahlten wir für zwei Tassen Café und eine Flasche Mineralwasser zusammen 58.- Kronen (1,57 €).
Dieser Vorfall hat uns veranlaßt mit der Segafredo Zanetti Austria GmbH in Salzburg in Kontakt zu treten und wir ersuchten um Stellungnahme, da diese Firma auch die Generalvertretung für Segafredo Zanetti Slowakei inne hat. Zu unseren detaillierten Fragen erhielten wir keine Auskunft, jedoch die Nachricht des Bedauerns über den Vorfall und
„Wir haben den Franchisepartner in Bratislava über den Zwischenfall informiert, auch er bedauert das Verhalten seines Personals und entschuldigt sich bei Ihnen.“ Die Generalvertretung dankt für das Verständnis und „… werden Ihnen eine Aufmerksamkeit als Wiedergutmachung per Post zusenden“.
Faksimile der Stellungnahme von Segafredo Zanetti Austria – Generalvertretung von Sagafredo Slowakei
Nur wenige Tage darauf kam dann ein Päckchen von Segafredo Zanetti Austria, der Generalvertretung für die Slowakei. Eine Aromavorratsdose mit Süßware sowie drei Gutscheine zu á 3.- € für die Segafredo Zanetti Espressi in Österreich.
Am 25. August fanden wir uns wieder im Segafredo im Aupark Shopping Center ein um zu überprüfen, wie sich das Personal, für dessen Verhalten sich der Franchise-Nehmer ja ausdrücklich entschuldigt hat, bei einem neuerlichen Anlauf verhält.
Personal wird unfreundlich wenn Kunde das Inkasso von Zündern kritisiert – Segafredo Espresso Aupark Bratislava
Gleiche Bestellung: Cappuccino und beiläufig das Ersuchen um Feuer für die Zigarette. Beides kam und beides wurde am Tisch mit Rechnung gefordert und kommentarlos bezahlt. Trinkgeld gab es keines aber am Tresen dann die Deklaration als Journalist. War es doch die Servierkraft (Foto oben), die Tage zuvor schon ihre unerfreuliche Erfahrung mit dem Gast machte, der sich weigerte eine gebrauchte Schachtel mit Zündern zu bezahlen. Ihre Gesichtszüge und ihr Tonfall, wie bereits zuvor, brachten eindeutig das Gegenteil von Freundlichkeit zum Ausdruck.
„Problem? – was ist das Problem?“ lautete die Frage.
Als dann der Hinweis auf die Wiederverrechnung der Zünder erfolgte, sagte sie nur, daß es diesmal ja eine neue Schachtel war.
Tags darauf wieder ein Schreiben an Segafredo Zanetti Austria, deren Generalvertretung für die Slowakei und Schilderung des Sachverhaltes. Diesmal mit der Aufforderung doch unsere bereits zuvor gestellten Fragen punktuell zu beantworten.
Auszug aus der Antwort:
In unseren Segafredo Zanetti Espressi in Österreich ist es so, daß die Zünder gratis, als Service am Kunden, bei geben werden. Nach Rücksprache mit unseren Kollegen in der Slowakei ist es dort leider in der Gastronomie nicht üblich, die Zünder gratis bei zu geben, diese werden verkauft. Generell ist es so, daß der Franchise-Nehmer ein selbstständiger Unternehmer ist und hiefür die Verantwortung trägt und selbst die Entscheidungen treffen kann. Seitens unseres Konzerns sind hier keine Regelungen, ob ein Zünder verkauft wird oder nicht. (1:1 Abschrift)
Faksimile aus der Stellungnahme der slowakischen Generalvertretung von Sagafredo Zanetti
Die Auskunft des Mitarbeiters, daß die Zünder in der Slowakei üblicher weise in Lokalen verkauft werden – dem stellen wir unsere eigenen Erfahrungen und Überprüfungen entgegen. Kein einziges Caféhaus im gesamten Aupark Shopping Center hat bei unseren Besuchen dafür Geld verlangt. Zusätzlich haben wir eine telephonische Blitzumfrage in der Slowakei, Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt, wo wir um Antwort auf folgende Frage ersuchten:
Können Sie sich erinnern, ob Ihnen bei einem Caféhausbesuch (Wohnort, Urlaub od. Geschäftsreise) bei dem Sie ggf. als Raucher um Feuer ersucht haben, Streichhölzer gegeben wurden, die dann bei der Bezahlung der Konsumation in Rechnung gestellt wurden?
Glatte 100 % haben diese Frage verneint.
Faksimile der Rechnungen vom Segafredo Zanetti Espresso in Bratislava
Segafredo ist eine eingetragene Marke und Streichhölzer mit deren Logo und den Adressaten der beiden Lokale in Bratislava des Franchise-Nehmers im Aupark Center und auf der Suché Mýto 1 sollen Kunden einladen, wieder zu kommen, sind eindeutige Werbemittel. Wirklich schlechten Café gibt es kaum und andere einschlägige Lokale sind auch durchaus in der Lage einen guten Café zuzubereiten. Jetzt verfügen wir über zwei Adressen, die wir aus grundsätzlichen Erwägungen nicht mehr aufsuchen werden, haben jedoch angesichts dieser Erfahrung etwas für die Zukunft gelernt: Wir werden künftig vorher fragen, ob für Feuer für die Zigarette bei der Cafékonsumation ein Entgelt verlangt wird und sollte das zutreffend sein, das Lokal verlassen. Sonst kann es nämlich in absehbarer Zeit passieren, daß uns der Zucker mit der Aufschrift Segafredo Zanetti auch noch in Rechnung gestellt wird.
072808
