Die Ignoranz im Baubewilligungsverfahren

(Deutschland) Im Münchner Stadtteil LAIM ist seit einigen Monaten eine Großbaustelle in der Elsenheimerstrasse 65 eingerichtet. Das zuvor dort bereits seit längerem leergestandene Gebäude wurde abgerissen und ein Neubau begonnen. Grundsätzlich in Zeiten der angeblich schlechten Situation der Bauwirtschaft begrüßenswert. Wenn da nicht jener Umstand wäre, der uns zu diesem Beitrag veranlasste. Immer mehr stehen die beteiligten Firmen eines derartigen Großprojektes unter Zeitdruck. Das bringt es mit sich, dass so lange wie nur möglich gearbeitet wird, um den Bau raschest abschliessen zu können. Nach dem bekannten Motto: „Zeit ist Geld“. So sind Bautätigkeitszeiten bis 24.00 Uhr keine Seltenheit und der begleitende Baustellenlärm ebenso fixer Bestandteil des Geschehens.

Das Seniorenwohnheim mit Kranken- und PflegestationDas Seniorenwohnheim mit Kranken- und Pflegestation

Am 14.11. befand sich ein Mitarbeiter unseres Magazines zu Fuß von der Theresienwiese kommend in der Gollierstrasse und staunte, als er um 01:23, noch etliche Häuserblocks von der Baustelle entfernt, für nächtliche Zeiten doch großen Lärm wahrnahm. Sein Weg führte ihn an der Baustelle vorbei und die Vermutung, dass dies die Lärmquelle war, bestätigte sich. Aus dem angebrachten Transparent war zu entnehmen, dass die Firma BERBAG GmbH mit der Planung und Bauleitung betraut sei. Unter der angeführten Telefonnummer des Transparentes meldete sich jedoch nicht BERBAG GmbH, sondern die NOVARTIS Arzneimittel GmbH, was unsere Aufmerksamkeit intensivierte.

Das Transparent der BERBAG - Generalunternehmer ist allerdings Fa. PETERSDas Transparent der BERBAG – Generalunternehmer ist allerdings Fa. PETERS

Eine Frau LANGE teilte uns dann die „richtige“ Rufnummer mit, dort hatten wir jedoch NICKEL Bauleitung, von dort ging es dann zu SET – SERVICE (Hausmeisterdienste), die uns schliesslich dann doch die Rufnummer der Bauleitung geben konnte – haben wir da jetzt was durcheinander gebracht? Wir führten schlußendlich mit Herrn FRANKE ein Gespräch, um dem Grund und der Legitimation für die nächtlichen Arbeiten nachzugehen. Keinerlei Hinweise auf ein ungesetzliches Vorgehen war erkennbar. In dem besagten Zeitraum wurde bis in den Morgen betoniert. In der Verwaltung der Stadt München brachten wir es vom Kreisverwaltungsreferat, der Gewerbeaufsicht bis zum Referat für Gesundheit und Umwelt, wo wir in Herrn WIERINGER den richtigen Ansprechpartner fanden. Nur knappe 42 Minuten verbrachten wir in Warteschleifen und bei falschen Zuständigkeiten. Dennoch konnte uns niemand mitteilen, wie eine Baufirma eine Baubewilligung für den Betrieb einer Baustelle erhalten kann und grundsätzlich rund um die Uhr arbeiten darf, wenn sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite ein Seniorenheim mit über 420 Bewohnern mit eigener Kranken- und Pflegeabteilung befindet. Übersehen kann dieses Gebäude wohl kaum werden den, da es mehr als 20 Stockwerke hat. Die Baulärmverordnung spricht von ruhestörenden Bauarbeiten, die in der Zeit von 7 – 20 Uhr zulässig sind.

Tätig wird die Behörde nur, wenn es Beschwerden gibt und bei dem besagten Referat, trafen laut Auskunft keinerlei Beschwerden ein. In manchen Verfahren gibt es Anrainerparteienstellung. Und bei manchen Altenheimen, Krankenhäusern und Pflegeheimen gibt es zwecks Lärmvermeidung eigene Richtlinien. Ja mag sein, dass die älteren Leute nicht die Polizei gerufen haben, wenn sie sich zu später Stunde durch den Lärm gestört gefühlt haben, die sollte auch für andere Tätigkeiten da sein. Man sollte doch erwarten können, dass ein Amt von sich aus im Bewilligungsverfahren Auflagen erteilt, die Rücksicht auf die Menschen der Umgebung nehmen und schon überhaupt auf ein Seniorenheim mit Kranken- und Pflegestation.

Stadtverwaltung reagierte – Baustellenbetrieb war kurzzeitig gestoppt

Rasch reagiert haben offensichtlich die verantwortlichen Stellen der Stadtverwaltung München. Bereits unmittelbar nach Erscheinen unseres Artikels und nach Inkenntnissetzung der zuständigen Gremien über den Sachverhalt, dürfte nunmehr Rücksicht genommen worden sein, da noch vor Mitternacht Betriebstätigkeiten eingestellt werden. Für einen Tag herrschte laut Bauarbeiter sogar völliger Stillstand auf der Großbaustelle …

013011

Schreibe einen Kommentar